Britischer Autor verpackt sein Rezept für den Drogenkampf als Thriller
Tief in den Kokain-Sumpf, der von Kolumbien aus unsichtbar die USA und Europa durchzieht, taucht der britische Bestseller-Autor Frederick Forsyth („Der Schakal“) in seinem Drogen-Thriller „Cobra“ ein. In dem fiktiven Szenario entfesselt ein CIA-Veteranen mit dem Decknamen „Cobra“ auf präsidialen Befehl einen globalen Krieg aus militärischer Gewalt und Desinformation gegen die kolumbianischen Kartelle – und fährt dabei alle rechtswidrigen Register auf, die die USA im „echten“ Anti-Terrorkampf bereits vorexerziert haben. Ein streitbares Buch zweifelsohne, in dem sich der in die Jahre gekommene Bestseller-Autor recht polemisch dem immer noch aktuellen Thema „Koks“ widmet, das durch die jüngste Crystal-Schwemme allerdings inzwischen etwas in den Schatten gestellt wurde.
Gerührter US-Präsident engagiert den Mann fürs Grobe
Der Ausgangspunkt der Story: Der US-Präsident ist durch den Kokain-Tod des Sohnes seiner Haushälterin zutiefst gerührt und will (wieder mal) einen Krieg gegen die Drogenkartelle beginnen. Was mit Luftangriffen auf südamerikanische Plantagen und milliardenteuren Aktionen von Drogenbehörden wie der DEA nicht gelang, soll nun der pensionierte Ex-Schlapphut Paul Deveraux richten. Der flog einst wegen seiner brutalen Methoden aus der CIA raus, wird nun aber reaktiviert und wirft bald ein raffiniertes Netz aus Sondereinsatzkommandos, Desinformations-Blogs, Konzentrationslagern und Intrigen über das Imperium des kolumbianischen Drogenbarons Don Diego Esteban aus.
Konzepte nach der Anti-Terror-Schablone
Dabei nimmt es die „Cobra“ nicht allzu genau mit Gesetzen und Bürgerrechten, an denen Autor Forsyth kein gutes Haar lässt: Da werden nach dem Motto „Viel Gewalt hilft viel“ Unschuldige hinter Gitter gebracht, Menschen entführt, Folterbrigaden aktiviert, Schiffe seerechtswidrig versenkt, Handlanger in tropische KZs gesperrt, wird gemordet und abgeschossen, was die Bordkanonen hergeben, wird nach individueller Schuld gar nicht erst gefragt. Man wird den Eindruck nicht los: Hier will uns der Brite zeigen, wie er den Kampf gegen die Drogen führen würde, nämlich ohne Rücksicht auf Verluste.
Fazit: spannend, aber streitbar
Immerhin ist dieser polemische Thriller recht spannend geschrieben – faszinierend zu lesen ist es schon, wie sich der Cobra-Plan langsam entfaltet. Stellenweise erschien mir einiges etwas oberflächlich recherchiert, etwa die Verweise auf Markus (nicht: „Marcus“) Wolfs Romeo-Spione, einige Passagen wirkten auch etwas wirr und unverständlich, was aber auch durch die Übersetzung aus dem Englischen zustande gekommen sein kann. Autor: Heiko Weckbrodt
Frederick Forsyth: „Cobra“, Original: London 2010, deutsch: Bertelsmann-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-641-05064-1, eBuch: neun Euro, Leseprobe hierIhre Unterstützung für Oiger.de!
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