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Bluray „Ruhelos“: Doppelspione dirigieren den Weltkrieg

Eva (Hayley Atwell) wird in die USA versetzt - und weiß am ende nicht mehr, für wen sie eigentlich spioniert. Foto: Koch Media

Eva (Hayley Atwell) wird in die USA versetzt – und weiß am ende nicht mehr, für wen sie eigentlich spioniert. Foto: Koch Media

TV-Zweiteiler spannt Bogen von 1940er bis in die 70er

In den 70er Jahren scheint der große Krieg bereits weit weg: Man trägt bunte Schlaghosen, hört Abba, fährt Ente, freut sich über die Entspannung zwischen den Supermächten und sorgt sich über die RAF in Deutschland. Doch plötzlich erfährt die junge Mutter und Doktorandin Ruth Gilmartin (Michelle Dockery), dass ihre eigene Mutter (Charlotte Rampling, „Die Mühle und das Kreuz„, „Melancholia„) gar nicht Sally heißt, sondern Eva Delectorskaya und im Weltkrieg als Agentin für einen ultrageheimen britischen Dienst Desinformationen im Dritten Reich wie in den USA gestreut hat. Der britische TV-Zweiteiler „Ruhelos“, der nun fürs Heimkino erschienen ist, erzählt über diese Schatten der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen.

Werbevideo (BBC):

Plausibilität sinkt zusehends

Lucas Romer (Rufus Sewell) heuert erst Evas Bruder an, dann sie selbst. Foto. Koch Media

Lucas Romer (Rufus Sewell) heuert erst Evas Bruder an, dann sie selbst. Foto. Koch Media

Zunächst funktioniert dies auch recht gut, nicht zuletzt durch erprobte Mimen wie Rampling oder Rufus Sewell („Dark City“) als undurchschaubarer Geheimdienst-Ausbilder – auch Hayley Atwell („Captain America“) als junge Eva Delectorskaya füllt ihre Hauptrolle professionell aus. Vor allem aber im zweiten Teil des Dramas versucht Regisseur Edward Hall, zuviel „überraschende Wendungen“ und Doppeldoppel-Spionage unterzubringen – und daran leiden zunehmend Plausibilität und Stringenz der Geschichte. Nahezu absurd mutet gar die „auflösende“ Erklärung an, die Sowjets hätten verzweifelt versucht, die USA 1941 am Kriegseintritt zu hindern, um Europa selbst zu erobern – genau das Gegenteil war der Fall.

Fazit: erst spannend, dann wirr

Foto. Koch Media

Foto. Koch Media

Zunächst recht spannend und atmosphärisch stimmig inszeniert, gerät „Ruhelos“ den Machern nach und nach ähnlich aus dem Ruder wie das Leben der Fernseh- Ruth. Schade eigentlich: Richtig ausgebaut, konsequenter und plausibler inszeniert, hätten die vielversprechende Story und das Ensemble mehr hergegeben. Autor: Heiko Weckbrodt

„Ruhelos“ (BBC/Koch Media), Großbritannien 2012 (DVD: 2014), Weltkriegs-Spionagedrama, 180 Minuten (Bluray-Fassung), DVD: zehn Euro. Bluray 13 Euro, FSK 12
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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