Stadt und Telekom starten „DE-Mail“-Pilotprojekt
Dresden, 30. Juni 2014: Weil die Resonanz auf den rechtssicheren E-Mail-Service „DE-Mail“ unter den Deutschen bisher mau war, sollen die Dresdner nun vormachen, wie eine vollelektronische Verwaltung funktioniert. Jedenfalls haben die Telekom, der Freistaat Sachsen und die Landeshauptstadt heute Dresden als „DE-Mail-City“ ausgerufen und wollen dort in geballter Ladung zeigen, wieviel Geld, Zeit und Papier sowohl Bürger wie auch Verwaltungen und Unternehmen sparen können, wenn sie den bisher eher ungeliebten Dienst einsetzen.
Vermarkter sieht Henne-Ei-Problem
Wenn Telekom-Vermarktungs-Chef Michael Hagspiehl während der gestrigen Auftaktveranstaltung gerade nicht mit lustigen Denglisch-Phrasen (wir „launchen“ dies und das) beschäftigt war, sprach er gern und oft von einem „Henne-Ei-Problem“, was heißt: Solange, wie rechtssichere und verschlüsselte E-Mails nach dem „DE-Mail“-Standard für Bürger und Wirtschaftsbosse keinen erkennbaren Nutzen haben, dafür nur Aufwand und Kosten mit sich bringen, wird kaum einer sich eine DE-Mail-Adresse zulegen. Wenn aber kaum einer den Dienst nutzt, gibt auch kaum ein Amt oder kaum eine Firma Geld dafür aus, dafür Anwendungen aus dem Boden zu stampfen. „Das war bei der Einführung der Fax-Technik auch nicht anders“, glaubt sich Hagspiehl zu erinnern.
Erst „ein paar Hundertausend“ DE-Mailadressen registriert
Folge: DE-Mails gibt es zwar schon seit Ende 2011, bisher wurden – zumindest bei der Telekom, erst „ein paar Hunderttausend“ DE-Mail-Adressen registriert, was von einer flächendeckenden Erfassung aller Deutschen doch recht weit entfernt ist.
Geballte Anwendungen sollen für Initialzündung sorgen
Und nun soll also die Digitalisierungs-Hauptstadt Dresden für eine Initialzündung sorgen: Neben Stadtverwaltung und Telekom macht hier etwa ein Dutzend weiterer Unternehmen mit. Als erste Anwendungen werden die Dresdner ab heute per DE-Mail Internet-Petitionen bei der Stadt einreichen können, außerdem ein Gewerbe anmelden und einen Wohnberechtigungsschein beantragen. Weitere elektronische Behördengänge wollen Stadt und Freistaat nachschieben. Und da zum Beispiel auch die Wohnungsgenossenschaft Johannstadt mitmacht, könnte in Zukunft auch die eine oder andere Betriebskosten-Abrechnung elektronisch bei den Dresdnern einflattern.
Oberbürgermeisterin: Haben jetzt 24 h geöffnet
„Wir sind gerne die Piloten“, sagte Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) über den Kontrakt mit der Telekom und Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) betonte: „Wir freuen uns sehr, Vorreiter in diesem Projekt für sichere digitale Kommunikation zu sein. Dank DE-Mail haben wir für unsere Bürger jetzt 24 Stunden geöffnet.“ Und die Telekom will das Projekt „DE-Mail-City“ mit einer breit angelegten Werbekampagne in Dresden begleiten. Sie lässt sich da auch nicht von Kritiken aus der Vergangenheit beirren, die DE-Mails für gar nicht so sicher halten oder sie für schlicht für zu umständlich und kostenträchtig halten.
Beweissicherer Versand
Im Grundsatz ist „DE-Mail“ ein besonders abgesichertes E-Mail-System, das nur von Unternehmen angeboten werden darf, die dafür vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) zertifiziert wurden. Unter anderem lassen DE-Mails einen beweissicheren Sende- und Empfangsnachweis von E-Mails zu, werden verschlüsselt ausgetauscht, außerdem ist eine eindeutige Identifikation der Kommunikations-Partner möglich. Damit eignen sie sich zum Beispiel für Behördengänge, für die bisher der Gang ins Rathaus samt Ausweiskontrolle unabdingbar war. Autor: Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
Wie komme ich an eine DE-Mail-Adresse und was kostet das?
Kommentar: DE-Mail – eine Totgeburt
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