Ministerium legt Standortvergleich vor
Dresden, 2. März 2014: Sachsen hat sich im ostdeutschen Vergleich erneut als wirtschafts- und forschungsstärkstes Bundesland behauptet und die De-Industrialisierung, die nach der politischen Wende eingesetzt hatte, anscheinend nachhaltig gestoppt. Der Nachholebedarf bleibt indes groß: Im EU-Vergleich ist die Wirtschaftskraft des Freistaats – ähnlich wie die der anderen „Neuen Bundesländer“ – höchstens mittelmäßig, liegt noch hinter den vielgescholtenen Krisenländern Spanien und Griechenland. Das geht aus einem Standortvergleich vor, den heute das sächsische Wirtschaftsministerium veröffentlicht hat.
„Steigende Innovationsfähigkeit“
„Sachsen ist ein attraktiver Standort und muss den Vergleich mit anderen Regionen nicht scheuen“, klopfte sich Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) stolz auf die Brust. „Das Wachstum unserer Industrie und Rekordjahre im Export tragen dazu bei. Aber auch die sehr erfreuliche weitere Abnahme der Arbeitslosigkeit und die steigende Innovationsfähigkeit sind beispielhaft für die bemerkenswerte Entwicklung unseres Landes.“
Höchste Wirtschaftskraft im ostdeutschen Vergleich
Misst man die Wirtschaftskraft am Bruttoinlandsprodukt (Summe aller erzeugten Waren und Dienstleistungen = BIP), hat sich Sachsen in der Tat unter den ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) mit 23.400 Euro je Einwohner (Stand 2012) an die Spitze gesetzt. Zudem setzt die sächsische Wirtschaft fast jeden dritten Euro im Ausland um, mit einer Exportquote von 32,9 Prozent liegt der Freistaat damit deutlich vor den anderen ostdeutschen Bundesländern (Durchschnitt: 26,8 Prozent).
De-Industrialisierung gestoppt
Dies dürfte auch auf die Re-Industrialisierung und die mittlerweile recht hohen Forschungsausgaben im Land zurückzuführen sein: 2,92 Prozent des sächsischen BIPs flossen im Jahr 2011 in Forschung und Entwicklung, damit liegt das Land etwas über dem deutschen Durchschnitt (2,91 %) und spürbar vor den anderen ostdeutschen Ländern.
Die hohe Exportquote, die als Indikator für Innovationskraft gilt, liegt aber wohl auch am vergleichsweise hohen Industrieanteil an der Gesamtwirtschaft: Kurz nach der Wende hatte das produzierende Gewerbe noch einen Anteil von 42,6 Prozent an der gesamten sächsischen Wirtschaft. Dieser Anteil fiel bis 2010 auf 26,3 Prozent – um 2012 dann wieder auf 27 Prozent zu klettern. Zum Vergleich: In den „Neuen Bundesländern“ ohne Berlin liegt der Industrieanteil bei 22,7 %, in den „Alten Bundesländern bei 25,2 Prozent).
Im EU-Vergleich hinter Spanien und Griechenland
Schaut man indes über den ostdeutschen Tellerrand hinaus, so liegt Sachsen bei den meisten Indikatoren höchstens im Mittelfeld. In der Wirtschaftskraft kommt der Freistaat auf nur 86 Prozent des EU-Durchschnitts, Leipzig auf 91 und Dresden auf 87 Prozent. Zudem ist die sächsische Wirtschaft in den jüngsten Jahren im Deutschlandvergleich unterdurchschnittlich gewachsen, teils sogar geschrumpft. Und die Arbeitslosigkeit im Freistaat ist immer noch fast doppelt so hoch wie in den Alten Bundesländern.
Wirtschaftskraft nur in Großstädten hoch
Eine deutliche Schere öffnet sich auch innerhalb Sachsens: Während die Großstädte Dresden (Mikroelektronik), Leipzig (Automobilbau) und Chemnitz (Maschinenbau) mit einer Wirtschaftskraft um die 28.000 Euro BIP je Einwohner relativ gut dastehen, hängen Regionen wie der Erzgebirgskreis (18.343 Euro) und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge (17.666 Euro) weit hinterher.
Autor: Heiko Weckbrodt
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