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Ist Infineons neues Dresdner Chipwerk ein Potemkinsches Dorf?

Links die alte Qimonda-Fab, in der Infineon nun seine 300-mm-Fertigung einrichtet, in der Mitte Infineons zwei 200-mm-Werke, rechts das Fraunhofer CNT. Abb.: Infineon

Links die alte Qimonda-Fab, in der Infineon seine 300-mm-Fertigung einrichtet Abb.: Infineon

Nur 100 neue Jobs in größtenteils leerer Leistungshalbleiter-Fab

Dresden, 14. Januar 2014: Infineon hat in seiner jüngsten, staatlich geförderten Dresdner Chip-Fabrik für Leistungshalbleiter höchstens rund 100 von eigentlich 250 versprochenen neuen Jobs geschaffen – und damit noch weniger als bisher angenommen. Wie ein Informant aus dem Unternehmensumfeld der „Oiger“-Redaktion in Reaktion auf anderslautende Berichte mitteilte, sollen sogar gar keine neuen Arbeitsplätze in der 300-Millimeter-Chipfabrik entstanden sein und diese größtenteils leer stehen.

„In der Realität laufen nur ein Dutzend Tools“

Vielmehr sei die Produktionsstätte im ehemaligen Qimonda-Großreinraum von vornherein als „vollautomatisch“ konzipiert worden. Sprich: Die wenigen installierten Anlagen würden durch Kollegen der benachbarten 200-mm-Fabriken „nebenbei“ mitbetreut. Auch der Ausbaustand hinke den ursprünglichen Planungen weit hinterher: „In der Realität laufen nur ein Dutzend Tools mit einigen wenigen Hundert Waferstarts pro Woche“, teilte uns der Insider mit.

Angaben waren bisher vage

Leistungshalbleiter werden auf süperdünnen Wafern hergestellt. Abb.: Infineon

Leistungshalbleiter werden auf süperdünnen Wafern hergestellt. Abb.: Infineon

Dieser Darstellung widersprach Standort-Sprecherin Diana Heuer allerdings – zumindest teilweise. Laut ihren Angaben sind immerhin rund 100 Ingenieure und andere Mitarbeiter speziell für das 300-mm-Werk eingestellt worden. Noch vor wenigen Tagen hatte der Dresdner Infineon-Geschäftsführer Helmut Warnecke gesagt, das neue Werk sei zu etwa einem Viertel ausgerüstet und dort seien „knapp 200“ Beschäftigte tätig – und so den Eindruck erzeugt, dass all dies neue Arbeitsplätze seien. Heuer räumte auf Nachfrage ein, dass viele Mitarbeiter für beide Werke tätig sein.

Infineon hatte 250 neue Jobs versprochen

Die Brisanz dahinter: Infineon hatte 2011 im Gegenzug für staatliche Beihilfen versprochen, bis 2014 rund 250 neue Jobs im Chipwerk einzurichten. Die Rede war damals von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag, den staatliche Stellen über diverse Kanäle beisteuern wollten. Genaue Angaben zu den geflossenen und versprochenen Fördermitteln machte das Land zwar nicht, aber nachweisbar sind mindestens fünf Millionen Euro seitens der EU.

Unternehmen: Markt zieht jetzt an – nun wird nachgerüstet

Infineon Dresden machte für die Verzögerungen bei Ausrüstung und Personalaufbau in der 300-mm-Fab die zunächst eher schwache Marknachfrage für Leistungshalbleiter und das generell ungünstige wirtschaftliche Umfeld verantwortlich. Der Markt ziehe jetzt aber an, so Heuer: „Die angekündigten Jobs werden kommen, nur eben etwas später.“ Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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