Glasfasern gibt’s zunächst für Firmen, dann für alle
Dresden, 23. Januar 2014: Während die Telekom ihre Datennetze in ausgewählten Städten gerade erst auf 200 Megabit je Sekunde (Mbs) aufrüstet, bieten die Dresdner Stadtwerke Drewag nun über ihr eigenes Glasfasernetz gleich fünfmal soviel Internet-Tempo an. Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und Drewag-Chef Rainer Zieschank haben gestern im Zuge dieses Pilotprojektes im Industriegelände Nord mit der „Haase Businesstechnik“ ein erstes Unternehmen offiziell an dieses Dresdner Gigabit-Netz angeschlossen. Einige Hundert Unternehmen sollen 2015/16 mit Unterstützung der städtischen Wirtschaftsförderung folgen. „Mittelfristig“ will Zieschank die schnelle Glasfasertechnik auch Privat-Haushalten offerieren.
Reindustrialisierung statt Partys
„Wir bringen das Industriegelände auf Trab“, betonte Hilbert und verwies auf die vielen Klagen von Unternehmen, die sich bisher mit Tröpfelleitungen der Telekom zufrieden geben mussten, da der nächste DSL-Verteilerknoten des Rosa Riesen zu weit weg liegt. Andreas Haase zum Beispiel, dessen Computertechnik-Firma an der Clemens-Müller-Straße zusammen mit der Lackfabrik Novatic und der eKiosk GmbH zu den ersten Nutznießern des Pilotprojekts gehört, musste zuletzt seine großen Datenpakete mit effektiv 2,5 Mbs an seine Kunden in ganz Deutschland überspielen. Er hat jetzt erst mal einen 50-Mbs-Zugang auf den neuen Glasfasern gebucht, die aber bis zu rund Tausend Mbs (= ein Gigabit je Sekunde) hergeben. Im ersten Halbjahr 2014 will die Drewag 26 weitere Firmen im Industriegelände Nord (insgesamt 90 Hektar mit 2500 Jobs in 175 Unternehmen) anschließen, bis zu 150 sind hier möglich.
Das Pilotprojekt soll indes nicht nur für neue Firmenansiedlungen im wirtschaftlich traditionsreichen Industriegelände sorgen, das sich zeitweise zur reinen Partygegend entwickelt hatte. „Eine schnelle Internetverbindung ist für viele Firmen eine wichtige Geschäftsgrundlage und mittlerweile ein entscheidender Wirtschafts- und Standortfaktor“, betonte Hilbert. „Verläuft dieses Pilotprojekt erfolgreich, werden wir den wirtschaftlichen Ausbau und Betrieb des Glasfaser-Netzes in weiteren Gewerbegebieten prüfen.“
SPD: Verwaltung wacht auf – aber spät
Die Verwaltung sei endlich aufgewacht – „allerdings reichlich spät“, kommentierte SPD-Fraktionschef Peter Lames den Vorstoß. Er forderte indes, auch die Breitbandversorgung der Privathaushalte voranzutreiben und den Drewag-Breitbandausbau zu unterstützen.
Einige Hundert weitere Anschlüsse folgen 2015/16
Tatsächlich sind die Pläne der Stadtwerke-Tochter „Drewag Netz“ schon recht konkret. Auf der Agenda stehen noch für 2015 rund einige Hundert Glasfaser-Anschlüsse in den Gewerbegebieten Coschütz-Gittersee, Promigberg und Weißig. 2016 sind weitere Anschlüsse im ganzen Stadtgebiet geplant.
Bereits 500 km Glasfaser als Rückgrat verlegt
Möglich ist dieses Tempo, weil das Rückgrat dieses Netzes bereits in der Erde liegt: Um ihre Standorte untereinander zu vernetzen und die vom Gesetzgeber geforderten intelligenten Stromnetze vorzubereiten, hat die Drewag bisher bereits rund 500 Kilometer Lichtwellenleiter im Stadtgebiet verlegt und bei Straßenbauprojekten meist vorsorglich gleich Leerrohre für Glasfasern mit versenkt. Durch die werden nun die neuen Leitungen durchgeschossen und durch Knoten-Container vor Ort nach dem „Fiber to the Building“-Prinzip (FTTB) verteilt. Baggerarbeiten sind nur noch für die letzten Meter bis zum Kunden nötig. Pro Jahr werde man in nächster Zeit wohl etwa 20 bis 60 Kilometer neue Glasfaser-Datenleitungen verlegen, schätzte Drewag-Netz-Chef Frank Otto – je nach Nachfrage.
Lokale Provider – Dresdner Weg
Die Stadtwerke treten dabei aber nicht selbst als Internetversorger auf, sondern überlassen dies Dresdner Providerfirmen wie der IBH und der DSI (Tarife ab 39 Euro, hieß es) – insofern handelt es sich in jeder Hinsicht um einen besonderen Dresdner Weg, um Lücken in der Breitbandversorgung zu schließen. Eine Ausweitung der Internet-Glasfasern über Dresden hinaus in den ostsächsischen Raum hinein schloss Drewag-Chef Zieschank nicht aus.
Autor: Heiko Weckbrodt
Anschlussplan:
2014:
Industriegelände, Heeresbäckerei
Gewerbegebiet (GG) Coschütz-Gittersee
GG Promigberg
2015:
GG WeißigLandeshauptstadt Dresden, Amt für Wirtschaftsförderung
Übigau West, Sigma Technopark, GG Stadterweiterung Kaditz Mickten
2016:
Industriepark Klotzsche
Gewerbepark Merbitz
2016/17
Künftiges GG Heidestraße
GG Eschdorf
Nach 2017:
Wissenschaftsstandort Ost (Reick)
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