Gift als Gabe – doch tödlich, als er es aß
Der wahre Freund der Sprache wird wohl niemals müde, scheinbar Selbstverständliches infrage zu stellen. Zum Beispiel, warum wir alte und elementare Tätigkeitswörter wie „essen“ so unregelmäßig als „aß“ in die Vergangenheit beugen, eher neumodische Verben wie „montieren“ hingegen nach dem 08/15-Muster. Oder warum „Gift“ im Englischen eine Freude, im Deutschen hingegen – abgesehen von der außer Mode gekommenen „Mitgift“ – tödlich ist. Oder ob die „Mimose“ nun zuerst ein Schauspieler (Mime), eine brasilianische Pflanze oder ein empfindsamer Mensch war.
Für Sprach-Nerds, denen solche Fragen einfach keine Ruhe lassen, hat der Duden-Verlag nun eine neue Auflage seines „Herkunftswörterbuchs“ veröffentlicht.
Herkunft von über 20.000 Wörtern erklärt
Verzeichnet ist darin die Herkunft („Etymologie“) von über 20.000 Wörtern und mehr als 300 Redewendungen. Vorgeschaltet sind zudem 62 recht interessante Seiten über die Geschichte der deutschen Sprache, auf denen germanische Laut- und Bedeutungsverschiebungen und der Einfluss der Römer, Christen und Kommunisten auf unseren heutigen Sprachgebrauch beleuchtet werden. Und dies geschieht anhand zahlreicher Beispiele, die zum Beispiel aufdecken, dass „Arbeit“ im frühen Wortsinne als Unglück galt oder „Michel“ und „Lützel“ in Stadtnamen ursprünglich für „groß“ und „klein“ standen.
Fazit:
Für den Deutschunterricht-Hasser mag dies knapp 1000 Seiten dichtgepackter Langeweile sein, für den Sprach-Nerd hingegen ganz feiner Stoff und nicht zuletzt für Profischreiber ein wertvolles Werkzeug – das es allerdings leider nur papier-analog gibt. Autor: Heiko Weckbrodt
„Duden-Herkunftswörterbuch – Etymologie der deutschen Sprache“, Duden-Verlag, Berlin 2013 (5. Auflage), 25 Euro, 960 Seiten, ISBN: 978-3-411-04075-9, Leseprobe hierIhre Unterstützung für Oiger.de!
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