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Dresdner Zellforscher: Unkodierte Substanz in DNA ist mehr als nur geerbter „Schrott“

In den von den Dresdner Zellforscher gezüchteten Gen-Mäuse leuchten Stammzellen rot und die Nervenzellen grün. Dadurch können die Forscher die Genese verfolgen. Foto: Calegari, CRTD

In den von den Dresdner Zellforscher gezüchteten Gen-Mäuse leuchten Stammzellen rot und die Nervenzellen grün. Dadurch können die Forscher die Genese verfolgen. Foto: Calegari, CRTD

Dunkle Zellmaterie steuert Vorprozesse der Protein-Synthese

Dresden, 15. November 2013. Gern und oft wird behauptet, der Mensch nutze 90 Prozent seines Gehirns gar nicht aus. Das dürfte zwar eher ein Zeichen dafür sein, wie wenig wir das Gehirn wirklich verstehen, aber Ähnliches hat man lange auch von der menschlichen DNA geglaubt: Die besteht nämlich nur zu fünf Prozent aus echten Bauplänen für die Konstruktion und Spezialisierung von Zellen. Der Rest ist anscheinend unkodierte Erbsubstanz. Dresdner Zellforscher haben nun nachweisen können, dass wenigstens ein Teil dieser „dunklen Materie“ kein unnützer Erbballast ist, sondern die Entstehung von neuen Nervenzellen mitsteuert. Das hat heute das „Forschungszentrum für Regenerative Therapien Dresden“ (CRTD) mitgeteilt.

Dresdner züchten rot-grüne Leuchtmäuse

Um den angeblichen „Schrott“ in der DNA zu untersuchen, hatte ein CRTD-Team um Dr. Federico Calegari Mäuse gezüchtet, deren Stammzellen rot und deren Nervenzellen grün leuchten. Dadurch konnten die Wissenschaftler verfolgen, wo und wann sich Stammzellen in Nervenzellen verwandeln. Dabei haben die Dresdner ganz speziell die „Miat“ genannte dunkle Materie in den Nervenzellen im Auge behalten. Dabei zeigte sich, dass diese Substanz eine Art Vorstufe für die spätere „Protein-Montage“ kontrolliert: Dabei werden Basiswerkstoffe in der Zelle solange gespalten („Spleißen“), bis die Boten-RNA übrig bleibt, die dafür sorgt, dass aus Gen-Bauplänen Proteine und letztlich neue Zellen entstehen.

Vergleichen könnte man das „Miat“ gewissermaßen mit einem Heer von Gehilfen, die Winkelmaße (mRNA) für den Steinmetz (RNA) fertigen, damit der wiederum nach den Plänen des Architekten (Erbgen) Wände (Eiweiße) hochziehen und letztlich ein Haus (Zelle, Organismus) bauen kann.

Suche nach neuen Neuro-Gentherapien

Wie genau das in der Zelle mechanisch abläuft, wissen auch die Dresdner Zellwissenschaftler noch nicht, wollen daran weiterforschen. Letztlich hoffen sie, irgendwann zu verstehen, wie aus Stammzellen Nervenzellen werden. Würde man diesen Prozess beherrschen und modifizieren, könnte die Selbstheilung selbst schwerster Verletzungen und Erbdefekte beim Menschen in greifbare Nähe rücken. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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