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Forschungszentrum Rossendorf investiert 42 Millionen Euro in neue Forschungsanlagen

Während Terawatt-Bruder "Draco" nebenan berits fröhlich drauflos lasert, ist Petawatt-Superlaser "Penelope" noch in der Konstruktionsphase. Foto: HZDR/Frank Bierstedt

Während Terawatt-Bruder „Draco“ nebenan bereits fröhlich drauflos lasert, ist Petawatt-Superlaser „Penelope“ noch in der Konstruktionsphase. Foto: HZDR/Frank Bierstedt

Interview mit HZDR-Direktor Sauerbrey über Fressbakterien, Superlaser und die Kraft der Magneten

Direktor Roland Sauerbrey. Abb.: HZDR

Direktor Roland Sauerbrey. Abb.: HZDR

Dresden-Rossendorf, 5. Oktober 2013: Seit knapp drei Jahren gehört das Rossendorfer Forschungszentrum nun zur Helmholtz-Gesellschaft. Seither hat sich das „Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf“ (HZDR) wissenschaftlich neu ausgerichtet und ehrgeizigeren Projekten zugewandt. Im Interview mit Oiger-Redakteur Heiko Weckbrodt hat der wissenschaftliche Direktor des HZDR, Prof. Roland Sauerbrey, über 42 Millionen Euro Investitionen in neue Großforschungsanlagen wie einen Flüssigmetall-Dynamo, einen Superlaser und ein neues Dauermagnetlabor angekündigt.

Hat sich der Wechsel von der Leibniz- in die Helmholtz-Gemeinschaft gelohnt?

Unbedingt. Das war ein wichtiger und richtiger Schritt. Wir sind nun stärker in die großen nationalen Aufgaben eingebunden. Und wir haben von Bund und Land Investitionsmittel zur Verfügung gestellt bekommen, die es uns ermöglicht haben, den ELBE-Beschleuniger und unser Hochfeld-Magnetlabor auszubauen und den Bau des neuen Zentrums für radiopharmazeutische Tumorforschung anzugehen. Allein für unseren Flüssigmetall-Dynamo „Dresdyn“ kalkulieren wir inklusive Gebäude etwa 23 Millionen Euro. Weitere 15 Millionen wird unser Petawatt-Laserbeschleuniger für die Krebstherapie-Forschung kosten.

Welche großen nationalen Aufgaben meinen Sie denn?

Zum Beispiel die Energiewende: Die Technologien, die dafür benötigt werden, sind noch gar nicht alle verfügbar. Wir haben deshalb unseren Energiebereich umstrukturiert, um an diesen Problemen mitzuarbeiten: Wir haben zwei Institute geschlossen und dafür zwei neue aufgebaut: Die Institute für Ressourcenökologie und für Fluiddynamik.

Fluiddynamik klingt exotisch. Was ist das?

Große Stromspeicher: Schema künftiger Flüssigmetallbatterien. In solchen Akkus wirken allerdings noch wenig erforschte Magnetinstabilitäten. Abb.: HZDR

Große Stromspeicher: Schema künftiger Flüssigmetallbatterien. In solchen Akkus wirken allerdings noch wenig erforschte Magnetinstabilitäten. Abb.: HZDR

Wir untersuchen dort die Prozesse in flüssigen Materialien, zum Beispiel in Metallschmelzen. Unter anderem wollen wir Flüssigmetall-Batterien entwickeln. Das sind große stationäre Energiespeicher, mit denen man zum Beispiel die Stromspitzen aus Sonnen- und Windkraftwerken zwischenspeichern könnte. Aber auch für die Chemieindustrie oder für die Optimierung der Stahlproduktion ist die Dynamik in Flüssigkeiten interessant, ebenso in der Kristallzucht.

Ursprünglich wurde das Forschungszentrum Rossendorf ja für den Einstieg der DDR in die Atomkraft-Nutzung gegründet. Geben Sie die Forschungen rund um die Kernreaktorsicherheit nun ganz auf?

In diesem Forschungssektor gibt es in Deutschland nur noch in Karlsruhe und bei uns wesentliche Kompetenzen und die wollen wir aufrechterhalten. Zum Einen geht – nach derzeitigem Stand – das letzte deutsche Kernkraftwerk erst 2022 vom Netz. Zum Anderen setzen viele unsere Nachbarländer weiter auf die Atomkraft und bauen teilweise auch neue Kernkraftwerke – Frankreich zum Beispiel, Großbritannien, Finnland und Schweden.

Außerdem wollen wir uns nach der Suche nach einem sicheren Endlager für radioaktive Abfälle beteiligen. Unser Fokus liegt auf möglichen biologischen Abtransporten dieser Abfälle durch Bakterien. Hier muss man immerhin in Zeithorizonten von Hunderttausenden Jahren denken.

Wenn Sie gerade von Bakterien sprechen: Hatte Rossendorf nicht mal Bakterien gefunden, die Uranreste wegfressen?

Diese Technologie wollen wir in unserem neuen Institut für Ressourcentechnologie in anderer Richtung weiterentwickeln: Um zum Beispiel aus alten Abraumhalden seltene Erden und andere strategisch wichtige Rohstoffe mit vernünftigen Aufwand wiederzugewinnen, könnten wir Bakterien einsetzen, die diese Metalle wegfressen. Übrig blieben Schlacke und die Bakterien mit den Wertstoffen an Bord.

Mit einer neuen Spulen-Generation wollen die Rossendorf den 100-Tesla-Rekord knacken. Abb.: HZDR

Mit ihrer Pulsspule erreichen die Rossendorfer derzeit 94 Tesla. Demnächst soll ein Dauermagnetlabor das Pulslabor ergänzen. Abb.: HZDR

Nochmal zurück zu den Großforschungsanlagen: Es war doch mal die Rede davon, dass die Forscher hier ganz erpicht darauf seien, neben den gepulsten Magnetfeldern des Rossendorfer Labors auch ein starkes Dauermagnetfeld zu bekommen!?

Die Firma „Oxford Instruments“ baut für uns derzeit ein paar ganz besondere supraleitende Spulen, damit wir so Dauermagnete im Labor betreiben können. Die Technik wird im kommenden Jahr geliefert. In dieser ersten Phase rechnen wir mit erreichbaren Feldstärken bis zu 19 Tesla, das wird uns etwa 1,6 Millionen Euro kosten. Eine weitere halbe Million stecken wir dann in eigene Modifikationen, um schließlich auf bis zu 25 Tesla zu kommen – das wird dann eine in Europa einzigartige Forschungsanlage sein.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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