Forschung, News
Schreibe einen Kommentar

Uni liest Trauma aus den Haaren

Hat ein "Multitasking"-fähiges "Arbeitsgedächtnis": das Gehirn. Abb.: MPI-CBS

Abb.: MPI-CBS

Körper schüttet bei Übergriffen und Verlusten Stresshormon Cortisol aus

Dresden, 29. September 2013: Schlimme Traumata wie etwa selbst erlebte sexuelle Übergriffe oder schwere Verluste schlagen sich in den Haaren nieder: Der Körper schüttet unter der Belastung das Stress-Hormon „Cortisol“ aus und das kann mittels einer am Institut für Biopsychologie der TU Dresden entwickelten Haaranalyse nachträglich noch sechs Monate später nachgewiesen werden.

Diagnose-Methode soll chronische Störungen zu verhindern helfen

Die Haar-Cortisolmessung könnte einerseits in der klinischen Medizin für Behandlungsfortschritte sorgen, da manche Traumata von Patienten wie Ärzten teils nicht als solche erkennt werden, unbehandelt aber zu chronischen Posttraumatische Belastungsstörungen führen können. Anderseits dürfte sich auch die Kriminalistik für die Methode interessieren, da die Richter in manchen Strafverfahren Übergriffe rein auf der Basis von naturgemäß subjektiven Zeugen-Aussagen beurteilen müssen, ein klarer forensischer Traum-Nachweis dann hilfreich wäre.

Carol (Zoë Félix) in der Gewalt serbischer Entführer. Foto: Koch Media

Vor allem von anderen Menschen absichtlich zugefügte Übergriffe führen oft zu posttraumatischen Belstungsstörungen. Foto: Koch

Jeder 12. Deutsche erlebt ein schweres Trauma

Laut TU-Angaben erleben etwa acht Prozent aller Menschen im Laufe ihres Lebens ein schweres Trauma wie etwa „einer potenziellen oder realen Todesbedrohung, ernsthaften Verletzungen oder Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit bei sich oder anderen“, so die Forscher. Studien in den USA haben ergeben, dass zwar viele Menschen im Laufe ihres Lebens Traumata erleben, diese aber nur bei einer Minderheit so schwerwiegend sind, dass sie zu einer „Posttraumatischen Belastungsstörung“ (BTBS) führen. Bei besonders gefährdeten Berufsgruppen wie Polizisten, Rettungssanitätern oder Soldaten im Kampfeinsatz kann diese BTBS-Risikoquote aber auf bis zu 50 Prozent steigen.

„Traumata, die von anderen Menschen absichtlich verursacht wurden, wie physische und vor allem sexuelle Angriffe, führen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung als zum Beispiel Verkehrsunfälle oder Naturkatastrophen“, hieß es von der TU Dresden.

Trauma-Patienten für Studie gesucht

In einer Teilstudie haben die Dresdner Biopsychologen die Methode ihre neue Trauma-Messmethode bereits überprüft. Nun planen sie in eine umfangreichere Studie, die einerseits längerfristige Auswirkungen von Traumata, andererseits die Folgen einer psychotherapeutischen Behandlung auf die Cortisol-Ausschüttung testen soll. Gesucht werden dafür noch Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren mit „Posttraumatischer Belastungsstörung“, die eine psychotherapeutische Behandlung wollen, aber auch gesunde Menschen ohne schwere Trauma-Erlebnisse, um einen Vergleich zu bekommen. Heiko Weckbrodt

-> Wer sich an der Studie als Probant beteiligen will, kann sich telefonisch unter dem Ruf 0351/463 35896 oder per Mail an ptsd-studie@psychologie.tu-dresden.de bei Diplom-Psychologin Susann Lange melden.
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar