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Fraunhofer plant 10 nationale Schlüsseltechnologie-Zentren

Schauen in eine ungewisse Zukunft: CNT-Mitarbeiter im Reinraum. Abb.: CNT

Forschungs-Reinraum von Fraunhofer in Dresden. Abb.: FHG

Dresden soll Zentrum für Mikroelektronik bekommen

Die Fraunhofer-Gesellschaft (FHG) will zehn „Nationale Leistungszentren“ für wichtige Schlüsseltechnologien in Deutschland aufbauen. Das hat FHG-Präsident Reimund Neugebauer angekündigt. „Diese Zentren sollen Defizite in der Forschungs-Kette abbauen und echte Wettbewerbsvorteile für Deutschland erarbeiten“, sagte er.

FHG ringt mit Bund um hohe Millionen-Investionen

So soll solch ein Nationales Leistungszentrum für Mikroelektronik für einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ in Dresden etabliert werden. Weitere Zentren sollen sich zum Beispiel dem Themen Nachhaltigkeit, Energietechnik und Werkzeugmaschinenbau widmen.

„Innovationsmotor für die deutsche Wirtschaft“

Reimund Neugebauer. Abb.: FHG

Reimund Neugebauer. Abb.: FHG

Neugebauer verhandelt derzeit mit dem Bund um eine dafür nötige Aufstockung der Grundfinanzierung für die FHG, kurz: um zusätzliches Geld aus Berlin. „Wir wollen aber nicht einfach mehr Geld fordern, sondern dafür einen echten Mehrwert bieten“, betonte der Präsident der Forschungsgesellschaft. „Wir verstehen uns als Innovationsmotor für die deutsche Wirtschaft. Dafür bedarf es aber auch exzellenter Forschung.“

Schub für unterfinanzierte deutsche Unis

Für die Schlüsseltechnologiezentren will er Standorte mit einer starken Uni, einer breiten außeruniversitären Forschungslandschaft und passenden Wirtschaftspartner im Umfeld aussuchen. „Die könnte gleichzeitig ein weiteres Problem lösen, nämlich die Unterfinanzierung vieler Universitäten“, sagte der FHG-Präsident. Außerdem würden solche Zentren die internationale Sichtbarkeit der ausgewählten Standorte erhöhen. Letztlich sollen sie auch zu neuen Firmen-Ansiedlungen und Jobs führen.

Dresdner Fokus auf „More than Moore“-Chips

In Dresden zum Beispiel soll der Schwerpunkt auf „intelligenteren“ Computerchips nach dem Motto „More than Moore“* liegen. Im Fokus stehe dabei die Integration von mehr und besseren Sensoren, Aktuatoren und anderen Bauelementen in Digitalchips. Aber auch die Vorbereitung auf einen Umstieg der europäischen Halbleiterbranche auf größere Silizium-Scheiben (450-Millimeter-Wafer) soll dort vorbereitet werden.

Steuervorteile für Forschung gefordert

Zugleich seien aber weitere politische Weichenstellungen von politischer Seite nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhöhen, betonte Neugebauer. „Wir plädieren für eine steuerliche Förderung von Forschungs- und Entwicklungs-Aufwendungen, eine bessere finanzielle Ausstattung der Universitäten und einen Ausbau der MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften.“

Fraunhofer will sich international stärker fokussieren

Die FHG selbst werde im Übrigen ihre internationalen Aktivitäten künftig stärker auf Länder fokussieren, die für die deutsche Forschung und Wirtschaft echte Mehrwerte versprechen, die entweder eigene exzellente Forschungsergebnisse in die Partnerschaft mit Fraunhofer einzubringen haben, wie etwa die USA, oder die für die deutsche Wirtschaft als Märkte besonders interessant seien, wie zum Beispiel China oder Brasilien. Heiko Weckbrodt

 * Benannt nach dem „Mooreschen Gesetz“ von Intel-Mitgründer Gordon Moore, das letztlich immer mehr Transistoren pro Chip Jahr für Jahr voraussagt. „More than Moore“ ist ein noch junger Slogan und besagt, dass Computerchips auch leistungsfähiger gemacht werden können, indem man ganz andere Funktionen integriert wie etwa Sensoren, mehr spezialisierte Rechenkerne, Mini-Kompasse, Funkempfänger etc wie in den iPhone-Chips.
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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