Ein Filmtitel wie „Lincoln“ kann abschreckend wirken: Man denkt sofort an Kostümdramen, gestelzte Dialoge, die immer gleichen Bilder, wie Blau- und Grauröcke aufeinander ballern und schier unendliche Stunden visualisierter Heldenbiografie. Glücklicherweise hat sich Steven Spielberg von einem anderen Ansatz leiten lassen und bewiesen, dass er eben doch mehr kann als buntes Popcorn-Kino. Sein „Lincoln“ ist reduziert auf die letzten Lebensmonate des amerikanischen Bürgerkriegs-Präsidenten, der sein Lebenswerk durch den Anti-Sklaverei-Verfassungszusatz im Parlament zu krönen versucht. Dabei verschränkt Spielberg recht clever und in Nahaufnahme den Menschen und den Politiker Lincoln, der auch halblegalen Tricks und Stimmenkauf nicht zurück schreckt, um das zu tun, was zu tun ist.
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Grandios: Daniel Day-Lewis
Dass dies filmisch so überzeugend funktioniert, verdankt Spielberg auch seinem Hauptdarsteller Daniel Day-Lewis, der in der Vergangenheit meist eher als schillernder Bösewicht („Gangs of New York“, „There will be Blood“) brillierte. Der versteht es auch hier, aus Geschichtsbücher-Schemen echte Menschen zu machen, die sich um jeden Preis durchsetzen wollen, die auch irren, fehlen. Day-Lewis’ rigiden handwerklichen Ansatz machte sich, wie man dem umfangreichen Bonusmaterial der nun erschienenen Bluray entnehmen kann, auch der ganze Stab zu eigen: Jedes neumodische Zeugs wie Handys wurde am Drehort verboten, alle sprachen sich mit ihren Filmnamen an, so dass sich die Mimen ganz in die Welt des 19. Jahrhunderts zurückversetzt fühlten.
Werbevideo (Fox):
Fazit:
Großes Kino. Eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen Spielberg zeigt, was er wirklich drauf hat. Und schon allein wegen des Hauptdarstellers lohnt es sich, dieses Politdrama anzuschauen – selbst wenn man sich nicht so sehr für US-Geschichte interessiert. Heiko Weckbrodt
„Lincoln“ (20th Century Fox), historisches Politdrama, Regie: Steven Spielberg, mit Daniel Day-Lewis, Tommy Lee-JonesIhre Unterstützung für Oiger.de!
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