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DVD „Die ausländische Ente…“: Mädchenmord in japanischen Perspektiven

Eine Menage à trois: Der jungen Buchhändlerin und Tierschützerin fühlt sich nicht recht wohl bei diesem Spaßfoto. Abb.: Bischirmfoto

Eine Menage à trois: Tierschützerin Kotomi fühlt sich nicht recht wohl bei diesem Spaßfoto zwischen Kawasaki und Dorji. Abb.: Bischirmfoto

Ein junger Japaner zieht für ein Studium in eine fremde Stadt um. Dort trifft Shiina den ausgeflippten Herrn Kawasaki, der ihm die traurige Liebesgeschichte des Bhutaners Dorji erzählt, dessen Freundin Kotomi von Tierquälern gemeuchelt wurde. Doch dem jungen Shiina fallen bald Ungereimtheiten in Kawaskis Bericht auf – und durch seine Recherchen entblättert er eine ganz andere Sicht auf das tödliche Drama…

Perspektivwechsel haben lange Tradition im japanischen Kino

Wie sehr „die Wahrheit“ im Auge des Betrachters liegt, haben japanische Regisseure wie Akira Kurosawa (zum Beispiel „Rashomon“, 1950) bereits vor über 60 Jahren vorexerziert: Eine scheinbar eindeutige Geschichte wandelt sich im Filmverlauf, indem man sie von anderen neu erzählen lässt. Diese Perspektivwechsel-Technik wurde seitdem oft kopiert, beispielsweise in „Angeklagt“. Auch das inzwischen auch bei uns auf DVD erschienene japanische Drama „Die ausländische Ente, die inländische Ente und Gott in einem Schließfach“ spielt wieder mit diesem Thema.

Trailer:

Der Jammer daran ist, dass es Regisseur Yoshihiro Nakamura anfänglich nicht gelingt, seine „erste“ Perspektive in eine schlüssige Geschichte zu gießen: Der Zuschauer sitzt ratlos vor einer scheinbar völlig abstrusen Story, die erst in der zweiten Filmhälfte Sinn ergibt und auch zu fesseln vermag – wenn er denn geduldig genug ist, bis dahin durchzuhalten. Selbst die meisten seiner Mimen haben nach eigenem Bekunden, wie man dem Bonusmaterial entnehmen kann, das Drehbuch zunächst nicht verstanden und das ist irgendwie ein schlechtes Zeichen.

Abb.: MM-Filmpresse

Abb.: MM-Filmpresse

Fazit:

„Die ausländische Ente…“ erscheint zunächst abstrus. Wer aber bis zum Schluss durchhält, wird mit einer berührenden Geschichte und einem und einem in interessanten Erzählstrukturen verpackten Plädoyer gegen Fremdenfeindlichkeit belohnt. Heiko Weckbrodt

„The foreign Duck, the native Duck and God in a Coin Locker” (Tonkatsu/Alive), Drama, Japan 2008 (deutsche DVD: 2013), Japanisch mit deutschen Untertiteln, Boni: Produktions-Doku, geschnittene Szenen, 110 Minuten, FSK 12, DVD 18 Euro
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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