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Sachsen startet sein elektronisches Staatsarchiv

Abb.: SächsHStA

Abb.: SächsHStA

Dresden, 25. Februar 2013: Der Freistaat Sachsen hat heute als eines der ersten Bundesländer in Deutschland ein elektronisches Staatsarchiv (el_Sta) in Betrieb genommen. Vier Jahre Vorbereitung und zwei Millionen Euro Startkosten brauchte es, bis Innenminister Markus Ulbig (CDU) und Hauptstaatsarchiv-Chefin Andrea Wettmann gestern im Staatsarchiv Dresden auf den goldenen Startknopf drücken und das erste, 300 Megabyte große Datenpaket mit Bauplänen auf die Archivrechner laden konnten.

15 Terabyte Akten im ersten Jahr

Wer sich je als Daten-Wüterich fühlt, nur weil er jede Woche eine Speicherkarte mit Fotos vollknipst, kommt sich gleich ganz genügsam vor, wenn er sich mit den freistaatlichen Behörden vergleicht: Die liefern in diesem Jahr rund 15 Terabyte Daten an das neue elektronische Staatsarchiv ab. Das entspricht etwa 3200 vollgepackten DVDs.

Dabei ist dies nur ein Ausschnitt der digitalen Bürokratie. Denn nur die besonders aufbewahrungswürdigen E-Mails, Aktennotizen, Pläne, Geodaten und Karten werden in das el_Sta exportiert, zudem nur „digital geborene“ Dokumente, für die es keine Papieroriginale mehr gibt. In etwa drei Jahren, wenn laut Plan fast alle Ministerien und Landeseinrichtungen elektronisiert sind, wird der Archivfluss wohl auf etwa 50 Terabyte pro Jahr anschwellen, schätzt Projektleiter Karsten Huth.

Videoschnipsel vom Start: Datenalarm Total (Video: hw)

Dies sei eine „Zäsur“, kommentierte Innenminister Ulbig, bevor er den Startknopf drückte. Mit dem elektronischen Archiv werde ein „völlig neues Kapitel in der Geschichte des Staatsarchivs aufgeschlagen“. Dahinter stehen ganz praktische Erwägungen: Um Kosten zu sparen und Verwaltungsvorgänge zu beschleunigen, elektronisiert Sachsen immer mehr Ämter, vor allem in der Justiz gilt der Freistaat dabei als bundesweit führend.

Allerdings ist Digitalisierung in Archiven komplexer als in Bibliotheken, denn hier werden nicht nur öffentlich zugängliche Texte und Bilder abgelegt, sondern auch brisante und datenschutzrelevante Akten, die mit vielen unterschiedlichen Computerprogrammen erzeugt wurden.

Die Experten haben sich daher eine Paketlösung ausgedacht: Damit die Akten für die Ewigkeit aufbewahrt und zugänglich bleiben, werden sie wie Medikamente mit digitalen Beipackzetteln archiviert, die zum Beispiel das erzeugende Programm, Absender, Manipulationsschutz und ein kleines Ansichtsprogramm für die Dokumente enthalten – daher auch Größe der Datensätze.

Zum Schutz vor Katastrophen à la Stadtarchiv Köln werden die Daten auf vier verschiedenen Rechnerfarmen in Dresden und Kamenz gespeichert. Und die Dokumente werden in regelmäßigen Abständen mit neuer Software verknüpft, damit sie auch in ferner Zukunft noch ausgelesen werden können, wenn sich heutige PDF-Leseprogramme längst ins Datennirwana verabschiedet haben. Heiko Weckbrodt

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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