Architekten und Historiker setzen sich auf Tagung in Dresden mit Formsprache gestern und morgen auseinander
Dresden, 12. Februar 2013: Bauen heute Industriebetriebe an, folgen sie meist der architektonischen Devise „Billig, kubisch, funktional“. Gerade aber die in jüngerer Vergangenheit restaurierten Dresdner Industriedenkmäler wie der Röschenhof am alten Schlachthofgelände, der heute als Hotel fungierende Erlweinspeicher oder die Tabakmoschee Yenidze führen uns vor Augen, welchen baulich-gestalterischen Ehrgeiz Unternehmer vergangener Epochen teils an den Tag legten, zu welch oft faszinierender Formsprache Industriearchitekten zum Beispiel der Gründerzeit und der Weimarer Republik fanden.
Nimbus einer sauberen Industriestadt gepflegt
Mit diesem Wandel wirtschaftlicher Profanarchitektur speziell in Sachsen setzt sich demnächst eine wissenschaftliche Tagung „Zukunft für Industriearchitektur – Industriearchitektur der Zukunft“ in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) auseinander, die allerdings nicht nur Experten, sondern auch interessierten Laien offen stehen soll, wie Museumssprecherin Maren Dose betonte.
Rund ein Dutzend Architekten, Kunsthistoriker und Denkmalschützer aus Sachsen und Bayern werden sich dabei am 22. Februar 2013 einen Tag lang zum Beispiel mit den besonderen Bautraditionen Dresdens beschäftigen, das den Nimbus einer „sauberen Industriestadt“ pflegte, mit der Industriefotografie, die sich vor allem nach dem I. Weltkrieg als eigene Sparte mit eigener Ästhetik entwickelte, mit dem Wandel industrieller Architekturtraditionen in den Zeiten der Globalisierung, aber auch der Nach- und Neunutzung alter Industriebauten wie zum Beispiel im früheren Tapetenwerk Leipzig. Die Tagung wird die Ausstellung „Industriearchitektur in Sachsen“ beschließen, die seit Oktober 2012 in den TSD zu sehen ist. Heiko Weckbrodt
Tagung „Zukunft für Industriearchitektur – Industriearchitektur der Zukunft“, 22. Februar 2013, 10-18.30 Uhr, Technische Sammlungen Dresden (Museumskino), Junghansstraße 1, Teilnahme kostenlos nach Voranmeldung (bis 13. Februar!) per E-Mail an sekretariat@tsd.de oder Telefon 0351/4 88 72 01Aus dem Tagungsprogramm:
10 Uhr: Auftakt durch Katja Margarethe Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und Roland Schwarz, Direktor der Technischen Sammlungen Dresden
10.15 Uhr: Neues Bauen in Dresden, Prof. Dr. Gilbert Lupfer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
11 Uhr: Industriearchitektur zwischen Denkmalschutz und Projektentwicklung, Dr. Bernhard Sterra, Landeshauptstadt Dresden, Abteilungsleiter Denkmalschutz
11.45 Uhr: Industriezeit – Industriefotografie nach 1914, Rudolf Scheutle, Stadtmuseum München
13.30 Uhr: Industrie als Auslaufmodell? Globaler Wandel vs. regionaler Wandel, Dr. Klaus Mauersberger, TU Dresden, Kustodie
14.15 Uhr: Fragen zur neuen Nutzung von Industriearchitektur, Bernd Sikora, Architekt Leipzig und Maria Obenaus, Deutscher Werkbund Sachsen
15.15 Nachhaltigkeit und Komplexität – ein theoretischer Exkurs, Dr. Helmut Gebauer, TU Dresden, Zentrum für interdisziplinäre Technikforschung
16 Uhr: Bewertungsmethoden für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Kontext von Industriearchitektur, Prof. Dr. John Grunewald, TU Dresden, Institut für Bauklimatik
17 Uhr: Tapetenwerk Leipzig – Industriearchitektur und Kreativwirtschaft für eine nachhaltige Stadt, Jana Reichenbach-Behnisch, Architektin, Tapetenwerk Leipzig
17.45 Uhr: Industrie on the move – Industriebau ist immer aktuell, Prof. Dr. Gunter Henn, TU Dresden, Lehrstuhl Industriebau
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