Getestet: 3D-Drucker erzeugt Wabenwände aus Mondgestein
Mond/Paris, 2. Februar 2013: Die europäische Raumfahrtorganisation ESA lotet derzeit Möglichkeiten aus, eine Mondbasis zu drucken. Dabei soll ein mehrere Meter großer 3D-Drucker auf dem Erdtrabanten installiert werden, der Mondgestein als Ausgangsmaterial nimmt, um daraus Schicht für Schicht wabenartige Gebäudestrukturen erzeugen. Diese vogelknochenähnlichen Zellbausteine sollen die Basis vor Meteoriten schützen, während im Innern ein aufblasbarer Druckkörper die Atmosphäre für die Astronauten hält.
Logistikproblem beschäftigte schon Burgenbauer des Mittelalters
Das Problem dahinter ist so alt wie das menschliche Bauwesen. Bereits in der Antike und im Mittelalter standen Fürsten und Feldherren oft vor dem Dilemma: Dieser Berg ist perfekt für eine Burg – aber wer bitte schleppt die Steine dafür hoch? Noch teurer und aufwendiger wäre es, ein komplettes Gebäude – und sei es in Einzelteilen – mittels Rakten zum Mond zu transportieren.
3D-Drucker schafft zwei Meter pro Stunde
Daher haben sich ESA, das Londoner Architekturbüro „Foster“ und der britische 3D-Druckerhersteller „Monolite“ nun zusammen getan, um ein ressourcensparendes Verfahren für den Bau eines Mondbasis zu finden. Der getestete Drucker „D Shape“ ist sechs Meter im Quadrat groß und schafft derzeit etwa zwei Meter Wand pro Stunde.
„Unser Modell der nächsten Generation sollte jedoch 3,5 Meter pro Stunde schaffen, womit innerhalb einer Woche ein komplettes Gebäude fertiggestellt werden könnte“, berichtete Monolite-Gründer Enrico Dini.
Vakuumproblem gelöst
Die Bausteine werden dabei aus zerkleinertem Mondmaterial (beim Test kam ein simulierten Mondregolith aus Italien zum Einsatz) erzeugt, dem Magnesiumoxid und ein spezielles Binde-Salz beigemischt wurden. Der Drucker erzeugt die Wabenbausteine Schicht für Schicht. Eine ähnliche Methode wird bereits heute auf der Erde verwendet, um zum Beispiel Kunstwerke und künstliche Korallenriffe zu erzeugen.
Video über den 3D-Drucker aus dem italien. TV:
Da die 3D-Tintenflüssigkeit im Vakuum des Mondes allerdings sofort verdampfen würde, modifizierten die Ingenieure die Druckerdüse so, dass sie unter der Materialoberfläche arbeitet und die Tinte per kapillareffekt hält.
Nachdem sich das Grundkonzept als machbar erwiesen hat, haben die Partner nun ein Team zusammengestellt, das die Methode weiter verfeinern soll, wie Laurent Pambaguian von der ESA ankündigte. Ob und wann der 3D-Drucker aber wirklich auf dem Mond loslegt, steht noch in den Sternen.
Heiko Weckbrodt
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