Dresden, 20. Dezember 2012: Um innovative Therapien wie superlaserbeschleunigte Protonen und gendesignte Metastasen-Suchsysteme gegen Krebs zum klinischen Praxiseinsatz zu führen, gründet das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) am 1. Januar 2013 ein neues Institut für Radioonkologie. Das kündigte HZDR-Direktor Prof. Roland Sauerbrey an. Das Institut werde unter der Leitung von Prof. Michael Baumann stehen und auf dem Gelände des Universitätsklinikums Dresden angesiedelt sein.
Rossendorfer und Uniklinik wollen mit Superlaser Atomkerne auf Trab bringen
Die Forscher und Mediziner wollen dort zum Beispiel erproben, wie man Protonen mit einem Superlaser nahe bis zur Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und dann damit hochpräzise beispielsweise Hirntumore bekämpfen kann, ohne das umliegende gesunde Nervengewebe zu schädigen. Solche Protonenstrahlen stehen bisher nur in der Nähe riesiger Ringbeschleuniger zur Verfügung. Durch den im HZDR ertüftelten Einsatz von Superlasern könnten derartige Anlagen auf Zimmergröße schrumpfen und erheblich billiger werden, so dass sich jedes größere Klinikum einen Beschleuniger für die schweren Elementarteilchen aus dem Atomkern leisten könnten.
Penelope-Laser der Petawatt-Klasse wird 2013/14 in Rossendorf installiert
Derzeit bauen die Physiker in Rossendorf mit dem auf 500 Terawatt (Billionen Watt) hochgetriebenen „Draco“-Laser ein erstes Versuchsmodell dafür auf dem HZDR-Gelände am Dresdner Stadtrand auf. 2013/14 soll in Rossendorf mit „Penelope“ ein Superlaser mit über einem Petawatt (Billiarde Watt) Leistung folgen. Bewährt sich die Technologie, wird danach ein Schwestermodell für die Protonentherapie auf dem Gelände der Uniklinik installiert.
HZDR-Video über Ionentherapie:
Metastasen-Suchsysteme in Arbeit
Eine weitere interessante Therapie-Methode, an der die Rossendorfer derzeit mit beachtlichen Starterfolgen forschen, ist der Entwurf mikroskopisch kleiner Botensysteme, die per künstlichem DNA-Entwurf so designt sind, dass sie sich nur an Metastasen andocken. Dort setzen sie dann gezielt radioaktive Strahlung frei, um nur die Tumor-Streuzellen zu zerstören, nicht aber gesunde Zellen – bisher für die Medizin ein nahezu unlösbares Problem. Indirektes Vorbild ist die Jodtherapie, die aber nur bei Schilddrüsenkrebs funktioniert.
Forschungszentrum auf 1000 Mitarbeiter gewachsen
„Das neue Institut für Radioonkologie bringt die Krebsforschung in Dresden weiter voran“, hofft Prof. Sauerbrey. Indem man die Kooperation von Helmholtz-Grundlagenforschern und Uni-Medizinern nun institutionalisiere, entstehe „eine besonders schlagkräftige Forschungsstruktur“, ergänzte Prof. Baumann. Denn damit können die Grundlagenforscher des HZDR nun zusammen mit den Uni-Kollegen ihre Ergebnisse auch klinisch erproben.
Im neuen Institut werden zunächst die Mitarbeiter der Uni-Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie zusammengezogen. In etwa fünf Jahren soll das Institut rund 100 Mitarbeiter haben. Insgesamt beschäftigt das HZDR schon jetzt rund 1000 Forscher und andere Mitarbeiter, etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Heiko Weckbrodt
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!
1 Kommentare