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Zuviel Konkurrenz: DBD schaltet Teile des Dresdner Wimax-Netz ab

Die DBD schaltet ihr Wimax-Netz in Dresden wegen Kundenflucht teilweise ab. Montage: hw, Fotos: B_gliwa/Wikipedia, Upmeier/MediaserverDD, DMG

Die DBD schaltet ihr Wimax-Netz in Dresden wegen Kundenflucht teilweise ab. Montage: hw, Fotos: B_gliwa/Wikipedia, Upmeier/MediaserverDD, DMG

Kunden zum Jahresende gekündigt

Wegen der wachsenden Konkurrenz durch andere schnelle Internetzugänge schaltet die „Deutsche Breitbanddienste“ (DBD) GmbH aus Heidelberg Teile ihres vor sechs Jahren mit großen Hoffnungen gestarteten Wimax-Netz in Dresden wieder ab. Das Unternehmen hat nun den betroffenen Kunden zum Jahresende gekündigt. Vor allem in Pieschen, Trachau und in Coswig wird der Datenfunk, der unter der Marke „MAXXonair“ vermarktet wurde, künftig nicht mehr anliegen.

Kein DSL: „Wimax war meine letzte Hoffnung“

„Für mich war Wimax die letzte Hoffnung, weil bei uns kein DSL anliegt“, berichtet ein Kulturmanager aus Dresden-Trachau, der nun auch die Kündigung erhielt – namentlich aber nicht genannt werden möchte. „Mein Arbeit baut auf Internet-Verfügbarkeit auf – da werde ich wohl über einen Umzug nachdenken müssen.“

Breitbanddienste dünnt Basisstationen aus

DBD-Zentrale in Heidelberg. Foto: DBD

DBD-Zentrale in Heidelberg. Foto: DBD

„Der weitaus überwiegende Teil des Netzes ist jedoch weiter in Betrieb“, betonte derweil Bernd Kieslich von der DBD. Allerdings will das Unternehmen zahlreiche Basisstationen abschalten, um angesichts sinkender Kundenzahlen Kosten zu sparen – damit deckt das Wimax-Netz allerdings weniger Stadtteile in Dresden und Umgebung ab.

Konkurrenz durch VDSL, HSDPA, LTE warb Kunden ab

Grund dafür ist vor allem die Vielzahl an leistungsfähigen Alternativen, die es inzwischen gibt: Die Telekom zum Beispiel hat das lange Zeit unterversorgte Striesen mit einem Glasfaser-Pilotprojekt mit VDSL verkabelt, Kabel Deutschland, Primacom und Tele Columbus haben einen großen Teil ihrer TV-Kabelnetze internetfähig gemacht, fast überall liegt der Handy-Datenfunk UMTS/HSDPA an. Zudem haben Vodafone und Telekom mittlerweile auch im städtischen Raum den neuen Datenfunk „Long Term Evolution“ (LTE) freigeschaltet, der Datenraten bis zu 100 Megabit je Sekunde erlaubt und damit zur ernst zu nehmenden Kabel-Alternative werden kann. Zum Vergleich: Das Wimax-Netz der DBD unterstützt Datenraten von maximal zwei Megabit je Sekunde – und diese wurden laut vielen Kundenmeldungen in den vergangenen Jahren in der Praxis oft nicht erreicht.

Wimax einst auch von Intel favorisiert

Die DBD hatte seinerzeit noch vor den großen Frequenzversteigerungen der Bundesnetzagentur den 3,5-GHz-Kanal eines insolventen Funkanbieters gekauft und darauf sein „MAXXonair“-Angebot aufgebaut. Damals sahen selbst Konzerne wie Intel noch eine große Zukunft für „Wimax“, das mehr Reichweite und Datendurchsatz als WLAN versprach. In der Praxis konnte sich der Wimax-Standard indes nie richtig durchsetzen und wurde rasch von Mobilfunk-Standards wie HSDPA verdrängt.

Dies war aber 2004, als die DBD begann, drahtlose Wimax-Datennetze aufzubauen, noch nicht voraussehbar. Das Dresdner Netz ging 2006 an den Start. „Dies erfolgte zu einem Zeitpunkt, zu dem noch in einer ausreichenden Anzahl größere, geografisch zusammengehörige Bereiche nicht in einem ausreichendem Maße mit DSL oder Internet-fähigem Kabel versorgt waren“, erklärte Kieslich von der DBD. „Somit war das Ansinnen, ein Funknetz zu errichten, aus damaliger Sicht sinnvoll.“ Inzwischen seien jedoch viele Kunden zu den technischen Alternativen abgewandert. Heiko Weckbrodt

Stichwort Wimax:

Datenfunk-Standard auf den Frequenzen zwei bis 66 Gigahertz, erlaubt theoretisch Downloadraten bis zu 1 Gigabit je Sekunde und Reichweiten bis zu 50 Kilometer.

Alternativen (Auswahl):

Kein Alien-Kopf, sondern ein LTE-Router von Vodafone. Abb.: hw

Kein Alien-Kopf, sondern ein LTE-Router von Vodafone. Abb.: hw

DSL: per Telefon-Kupferkabel, bis zu 16 Mbs, diverse Anbieter, liegt aber nicht überall an (nächste Vermittlungsstelle darf i. d. R. nicht weiter als 4 km entfernt sein), ab ca. 20 Euro im Monat

VDSL: per Lichtleiter, bis zu 50 Mbs, diverse Anbieter, u.a. Telekom, Vodafone; liegt nicht überall an (Glasfaser und genug Ports müssen anliegen), ab ca. 40 Euro

Internet per TV-Kabel: bis zu 100 Mbs, Fernsehkabel muss rückkanalfähig aufgerüstet sein (u.a. Kabel Deutschland); ab ca. 20 Euro

HSDPA: per Handy-Netz, bis zu 7,2 Mbs (manchmal auch mehr); liegt vor allem in den Städten fast überall an; fast immer ab einem bestimmten Datenvolumen (meist 1 bis 5 GB) im Monat gedrosselt Grundanbieter u.a. Telekom, Vodafone, O2 und zahlreiche Wiederverkäufer; ab ca. 15 Euro

LTE: per Handy-Netz, bis zu 100 Mbs, liegt vor allem im ländlichen Raum an, Telekom und Vodafone rüsten Netz aber nun auch in Großstädten auf (u.a. in großen Teilen Dresden verfügbar), für den Einsatz als DSL-Ersatz: ab ca. 35 Euro

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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