Dresden, 16. November 2012: Die Nanoelektronik-Experten des sächsischen Forschungsprojektes „Cool Silicon“ richten im kommenden Jahr ein Wissenschaftszentrum in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) ein. Das hat Museumsdirektor Roland Schwarz angekündigt. Auf 440 Quadratmeter werden die Besucher dort ab Herbst 2013 interaktive Stationen finden, an denen sie die Geschichte und Hintergründe von Nano- und Mikroelektronik erkunden können. Auch werden Originalprodukte und Prototypen aus der Dresdner Chipindustrie sowie Forschungsmodelle und Installationen gezeigt, die das Ringen der Forscher um neuartige Stromspar-Halbleiter veranschaulichen.
140-Millionen-Euro-Budget für „Cool Silicon“-Forschungsprojekte
Ein Wissenschaftszentrum für die interessierte Öffentlichkeit einzurichten, hatten die im Forschungsverbund „Cool Silicon“ zusammengeschlossenen Institute und Unternehmen bereits 2007 versprochen, als sie Gelder aus dem Bundesprogramm für „Spitzen-Cluster“ beantragten. Das Zentrum soll die Hauptzielrichtung des sächsischen Clusters veranschaulichen, das darauf zielt, den Stromverbrauch von Server-Prozessoren (AMD/Globalfoundries), eBuch-Lesegeräten, Computertelefonen und anderen mobilen Endgeräten (TU Dresden, Plastic Logic, Intel u. a.) sowie von autonomen Flugzeugsensoren (u. a. Fraunhofer-Institute) zu senken. Letztlich kamen für die Forschungsprojekte ein Budget 140 Millionen Euro zusammen. Davon steuern der Bund 40 Millionen, das Land Sachsen 30 Millionen und die Industriepartner rund 70 Millionen Euro bei.
Schau-Ausstellung war eine Bedingung für Förderung
Eine Bedingung für die Fördergelder war eine Art gesellschaftliches „Begleitprogramm“ gewesen. Dafür hoben die Forscher unter anderem den Kunstpreis „Cool Silicon Award“ aus der Taufe und sagten eben auch ein Schau-Wissenschaftszentrum zu. Dessen Einrichtung verzögerte sich allerdings mehrfach. Als Standorte diskutierten die Siliziumforscher beispielsweise das Dresden „Rundkino“, das neue Kugelhaus am Hauptbahnhof oder das ehemalige Robotron-Hauptquartier – all diese Ideen zerschlugen sich indes.
Dass diese interaktive Schau nun nach solch schwerer Geburt – wenn auch in eher peripherer Lage in Dresden-Striesen – in den Technischen Sammlungen nun endlich eingerichtet wird, wurde möglich, weil das Technikmuseum ohnehin noch einmal umgebaut werden soll: Für 1,5 Millionen Euro hat nun die Sanierung älterer Teile des ab 1915 entstandenen ehemaligen Ernemann-Werkes begonnen, in der bis zur politischen Wende jahrzehntelang Spiegelreflexkameras (Pentacon) gefertigt wurden. Dort will nämlich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ohnehin ein „DLR School Lab“ einrichten.
Ehemalige Ernemannwerke begründeten Technologietradition in Dresden mit
Die ersten Teile des markanten Gebäudekomplexes an der Junghansstraße entstanden ab 1915. 1920 bis 1923 folgten weitere Trakte in Stahlbeton-Bauweise mit Jugendstilelementen und vor allem der prägende Turm. Ursprünglich sollten die Ernemannwerke sogar noch viel riesiger werden und sich etwa bis zum heutigen Sportstudio hinstrecken. Der Abschluss des vorgesehen Karrees durch einen Ostflügel und weitere Innenhofbauten und Hofbrücken wurde jedoch nie realisiert. Krieg und Weltmarktveränderungen machten dem Fabrikanten Heinrich Ernemann einen Strich durch die Rechnung. Bereits 1926 mussten die Ernemannwerke mit weiteren Kameraunternehmen zur „Zeiss Ikon“ fusionieren, aus der 1964 der VEB Pentacon hervorging – sie alle bekannt vor allem für ihre legendären Spiegelreflexkameras.
Bereits 1972 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. 1990 liquidierte die Treuhand den Betrieb, 1992 kaufte die Stadt Dresden das alte Fabrikgebäude – woraufhin dort die TSD einzogen. Heiko Weckbrodt
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