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OLED-Boom: Fraunhofer erwägt weiteren Ausbau in Dresden

"OBRANCH" hat Designerin Irena Kilibarda diese OLED-Installation genannt. Gut zu sehen ist der Transparenz-Effekt. Abb.: IPMS

OLED-Installation – die organischen Leuchten liegen im Trend. Abb.: IPMS

„Nanocenter“-Erweiterung: Institute haben Interesse an Altbauten der DDR-Chipschmiede ZMD

Dresden, 18.7.2012: Wegen des weltweiten Booms von Organik-Bildschirmen für Smartphones, Tablettrechner und Fernseher erwägt die Fraunhofer-Gesellschaft (FHG), ihre Kapazitäten im Organik-Cluster Dresden weiter auszubauen. Nachdem die FHG erst kürzlich die entsprechende Forschungsabteilung des „Instituts für Photonische Mikrosysteme“ (IPMS) Dresden als selbstständige Fraunhofer-Einrichtung „Comedd“ ausgegründet hatte (Der Oiger berichtete), wächst der Platzbedarf der Forscher in Dresden-Klotzsche.

Daher steht nun ein Ausbau im benachbarten städtischen Nanoelektronik-Zentrum „Nanocenter“ in Dresden-Klotzsche zur Debatte: Wie Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) mitteilte, verhandeln „Nano Center“ und FHG über die Übernahme und Sanierung eines weiteren Altbaus der früheren DDR-Chipschmiede ZMD. Dabei handelt es sich um etwa 4000 Quadratmeter in den Häusern Maria-Reiche-Straße 5 und 7, deren Umbau wohl einen Millionenbetrag kosten dürfte.

Entschieden ist die Übernahme aber noch nicht – es werde verhandelt, betonten „Nanocenter“-Chef Andreas Schmidt und Ines Schedwill, Sprecherin des Organikelektronik-Zentrums „Comedd“ von der Fraunhofer-Gesellschaft. Allerdings gebe es in der Tat weiteren Platzbedarf der Klotzscher Institute, sagte Schedwill.

Nanocenter hatte schwere Geburt

Das Nanoelektonik-Zentrum in den Altbauten der früheren DDR-Chipschmiede ZMD. Abb.: Heiko Weckbrodt

Das Nanoelektonik-Zentrum in den Altbauten der früheren DDR-Chipschmiede ZMD. Abb.: Heiko Weckbrodt

Sollte der Deal zu Stande kommen, könnte das Nanoelektronikzentrum nahezu im ursprünglich geplanten Umfang realisiert werden – bisher ist davon erst etwa ein Viertel fertig gestellt. Ohnehin hatte das Projekt eine schwere Geburt gehabt: 2007 kaufte die Stadt auf Betreiben Hilberts die damals stark sanierungsbedürftigen Gebäude des früheren DDR-Halbleiterentwicklers „Zentrum für Mikroelektronik Dresden“ (ZMD – u. a. Megabit-Chip-Projekt) an der Maria-Reiche-Straße – das heutige ZMDi hat sich längst einen neuen Campus ein Stück weiter östlich errichtet. Zunächst wollte das Rathaus 19 Millionen Euro investieren, um dort Elektronikfirmen ansiedeln zu können. Nach zähen Verhandlungen mit dem Fördermittelgeber, dem Freistaat, strich die Stadt das Projekt auf etwa 13 Millionen Euro zusammen, und erst nach 2009 – da lag die Auslastung des ersten Abschnitts bei gerade mal 30 Prozent – ging der Ausbau richtig los.

Inzwischen sind die ersten 4000 Quadratmeter in der Maria-Reiche-Straße 1 fertig und laut Schmidt zu 70 Prozent ausgelastet – hier investierten Stadt und Freistaat rund fünf Millionen Euro. Angesiedelt haben sich hier zum Beispiel „Heimann Sensor“ (Wärmebildkameras auf Chips), „Suragus“ (IZFP-Ausgründung für Prüftechnik), „Saxray“ (Röntgenanalytik, ausgründung des „Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf„) und Semisol (Qualitätskontrolle von Siliziumscheiben im Reinraum).

Firmen-Technologiepark für 13 Millionen Euro neben Forschungsinstituten

Weitere acht Millionen Euro fließen in das Haus Nummer 3, das auch als Technologiepark für junge Nanotech-Firmen gedacht ist. Dieser ebenfalls 4000 Quadratmeter große Abschnitt soll Mitte 2013 fertig sein. Für beide Abschnitte gibt der Freistaat rund 7,4 der insgesamt 13 Millionen Euro Sanierungs- und Ausbaukosten aus dem Programm „Gemeinschaftsaufgabe – Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ dazu.

Durch vorinstallierte Labore und Reinräume versucht das Nanocenter, Startups anzuziehen. Abb.: Nanocenter Dresden

Durch vorinstallierte Labore und Reinräume versucht das Nanocenter, Startups anzuziehen. Abb.: Nanocenter Dresden

Parallel dazu haben sich die Fraunhofer-Institute für Photonische Mikrosysteme (IPMS) und für zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP), die auf der anderen Seite der Maria-Reiche-Straße sitzen, das Haus Nummer 5 mit 2500 Quadratmetern Fläche gesichert und es für 3,5 Millionen Euro auf eigene Kosten saniert. Diese Instituts-Erweiterung ist fast fertig, auch die frühere ZMD-Hausbrücke über der Straße ist wieder hergestellt.

Cluster um die Kerne Fraunhofer, Foundry und Chipdesign

Generell habe sich die Nähe des Nanoelektronikzentrums zu Fraunhofer sowie zum Chipauftragsfertiger „X-Fab“ und zur Halbleiterdesign-Firma ZMD als vorteilhaft herausgestellt, wie Nanocenter-Chef Schmidt betont: „Das Interesse auch von Firmenseite an Ansiedlungen im Nanocenter ist gut“, sagte er. „Gerade für junge Unternehmen und vor allem Ausgründungen kann es entscheidend sein, zunächst die Labore, Reinräume und die andere Infrastruktur der Fraunhofer-Institute erst mal mitnutzen zu können, bevor eigene Investitionen möglich sind.“ Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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