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Kommentar zur Exzellenz-Uni Dresden: schöner Erfolg – aber erst ein Anfang

 

Prof. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, jubelt beim Exzellenzzuschlag für seine Uni. Abb.: Exkold, TUD

Prof. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, jubelt beim Exzellenzzuschlag für seine Uni. Abb.: Exkold, TUD

Dresden, 17.5.2012: Die Aufnahme in den Kreis deutscher Exzellenz-Unis – als einzige ostdeutsche Hochschule übrigens – in dieser Woche (Der Oiger berichtete) war ein beachtlicher Erfolg für die TU Dresden. Nicht nur wegen des damit verbundenen Geldregens, sondern so ein Etikett stärkt auch das Image der Universität in den Augen potenzieller Studenten und internationaler Gastwissenschaftler, die dadurch vielleicht eher geneigt sind, über den Graben von „Ost“-Vorurteilen zu springen und dem Ruf nach Dresden zu folgen.

Klug gewählte Exzellenzprojekte

Auch die ausgesuchten Antragsprojekte sind gut gewählt. Bei den Projekten des Zentrums für regenerative Therapien fehlt mir zugegebenerweise etwas der internationale Überblick, aber die „Zukunftselektronik“-Projektes im Team von Prof. Gerhard Fettweis erscheinen mir klug selektiert, durch den mehrpfadigen Ansatz auch Erfolg versprechend (wenn auch ergebnisoffen) und sie passen zur Stärke Dresdens als einer der stärksten Mikroelektronik-Standorte Europas.

Exzellenzetikett allein macht noch keine Elite-Uni

Allerdings ist der Bundes-Zuschlag nur ein Anfang: Ein Exzellenz-Etikett allein macht eine Uni noch nicht exzellent. Wenn die Bundes- und Landesmittel in fünf Jahren versiegen, muss die TU auf einen Stand gelangt sein, die ehrgeizigen Projekte, die sie in den Förderantrag schrieb, auch aus eigener Kraft weiter zu finanzieren.

Und: Zwei Sonderforschungskomplexe und eine Graduiertenschule allein heben eine Hochschule noch lange nicht auf Augenhöhe mit den sogenannten Elite-Unis in den USA, die dank kluger Konzepte, starker Industriepartner und vermögender Absolventen zum Beispiel Großforschungsanlagen bauen können, die sich hierzulande kaum eine Hochschule ohne Bundeshilfe leisten könnte – die aber heutzutage zum Beispiel in Physik und Medizin ein Muss sind, um an vorderster Front dauerhaft exzellente Ergebnisse zu erzielen.

Netz mit Planck & Co. könnte schwache Finanzkraft teils ausgleichen

Auf der anderen Seite muss man anerkennen, dass die TU Dresden seit der politischen Wende einen steinigen Weg recht gut gemeistert hat, die DDR-spezifischen Isolation von der Forschungsgemeinde im Westen teils überwunden und recht bemerkenswerte Lehrstühle aufgebaut hat, die sich auch international sehen lassen können. Und schon das Antragsverfahren im Wettbewerb um die Exzellenz-Fördergelder hat der Uni einen Schub gegeben und die bereits vorher begonnene Vernetzung mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen zum Beispiel der Planck-, Helmholtz-, Fraunhofer und Leibniz-Gesellschaften am Standort forciert – damit könnten die Dresdner einiges von der fehlenden Finanzkraft, wie sie nordamerikanische und viele asiatische Hochschulen haben, durchaus kompensieren. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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