Hardware, Wirtschaft

„Ivy Bridge“ im Test: Intel tritt bei 22-nm-Prozessoren erst mal sachte aufs Gaspedal

Die Trigate-Transistoren im Ivy Bridge sind dreidimensional aufgebaut. Abb.: Intel

Die Trigate-Transistoren im Ivy Bridge sind dreidimensional aufgebaut. Abb.: Intel

Mit „Ivy Bridge“ hat Intel nun den ersten PC-Prozessor in „echter“ 3D-Bauweise und 22-Nanometer-Technologie vorgestellt: Um die Transistoren dichter packen und Leckströme abwürgen zu können, hat der Halbleiterkonzern diese „Trigate“-Minischalter kleine Berge konstruiert, um die sich die Schaltelemente herumschmiegen. Im Oiger-Test musste sich der „Core i7 3770k“ beweisen, der nominal mit 3,5 Gigahertz getaktet ist. Mit dieser Taktrate ließ der „Ivy Bridge“ seine Vorgänger in den Tempotests im Schnitt um etwa zwölf Prozent hinter sich. Und vieles deutet darauf hin, dass die neue 22-nm-Technologie noch für deutlich höhere Taktraten Luft hat.

Kein gutes Zeichen für AMD

Für AMD ist dies kein gutes Omen: Der aktuelle „Bulldozer“ des ewigen Zweitplatzierten im PC-Prozessor-Markt enttäuschte eher, zudem beherrscht AMDs Auftragsfertiger „Globalfoundries“ in Dresden erst den 32-Nanometer-Prozess, die 28-nm-Technik wird derzeit hochgefahren.

Zwar haben Intel und AMD längst das Temporennen um die schnellsten Prozessoren abgeblasen. Aber machen wir uns nichts vor: Wer bereits ist, viel Geld für den allerneuesten Prozessor hinzulegen, guckt sehr wohl aufs Tempo. Und Chips in kleinsten Strukturbreiten zu erzeugen, ist für Intel und AMD auch essenziell, um in den neuen Boom-Märkten Computertelefone (Smartphones) und Tablettrechner Fuß zu fassen, die bisher von der ARM-Prozessorarchitektur dominiert werden.

Auch integrierter Grafikkern verbessert

Interessant ist der „Ivy Bridge“ aber auch zum Beispiel auch für Notebooks: Einerseits bietet er das Potenzial für tragbare Computer mit längerer Akku-Laufzeit. Andererseits schwächelte bei Intels früheren Core-Prozessoren der eingebaute Grafikkern, der eine Extra-Grafikkarte überflüssig machen sollte. Daher hat der Marktführer einen Teil des zusätzlich verfügbaren Raums durch den Umstieg auf die 22-nm-Technik genutzt, um seine im Core i7 integrierte Intel-Grafikprozessoren zu verbessern.

Ausgewählte Testwerte
Core i7 3770K
(Ivy Bridge, 22 nm) @3,5 GHz
Core i7 3960X
(Sandy Bridge, 32 nm) @ 3,36 GHz
Core i/ 965EE
(Bloomfield. 45 nm) @ 3,26 GHz
PCMark7 (Marks) 2995 2667 2512
PCMarkVantage (Marks) 9082 7736 7052
3DMark06 – CPU 1 (fps) 2,459 1,976
RealityMark (fps) 18,69 14 8,43
Crysis – CPU-Bench (fps) 246,53 277,63 243,9

 

 

In den reinen CPU-Tempotests schlug sich unser Ivy Bridge ordentlich, wenn auch nicht überragend im Vergleich zu früheren Modellen. In den Benchmarks von Futuremarks, die typische Prozessoraufgaben (Internet, Kalkulationen, Spiele) misst, kam er in unseren Tests im Vergleich zu Vorgängermodellen wie dem „Core i7 3960x“ und dem 965 EE auf etwa zwölf Prozent Vorsprung, im physiklastigen „RealityMark“ auf 33 Prozent Plus, beim CPU-Benchmark von „Crysis“ hing er allerdings um elf Prozent hinterher.

Dass der Chip noch Potenzial beim Takt hat, zeigte sich auch an der Kühltechnik: Wir konnten den Prozessor mit einem vergleichsweise kleinem CPU-Lüfter relativ leise stabil kühlen – mit leistungsstärkeren Kupfer- oder Flüssigkühlungen sollte also mehr Takt drin sein.

Unter PCMark 7 deplatzierte der Ivy Bridge die Vorgänger spürbar. Abb.: hw

Unter PCMark 7 deplatzierte der Ivy Bridge die Vorgänger spürbar. Abb.: hw

Fazit:

Mit den „Ivy Bridges“ hat sich Intel technologisch erneut an die Spitze gesetzt, reizt das volle Potenzial dieser Technik aber anscheinend noch nicht voll aus. Mit der Einführung der „Core“-Architektur hatte der Marktführer seinerzeit schon einmal bewiesen, dass nicht allein die Taktrate über das Tempo eines Chips bestimmen muss – bei den „Ivy Bridges“ allerdings sollte und kann Intel sicher noch etwa an dieser Schraube drehen, um vor allem Spiele-Enthusiasten zu überzeugen. Die kaufen sich ohnehin eine Extra-Grafikkarte und profitieren daher nicht vom verbesserten integrierten Grafikkern. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt