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Limitiertes Multitasking: Gehirn hat wie ein Prozessor einen „Cache“

Hat ein "Multitasking"-fähiges "Arbeitsgedächtnis": das Gehirn. Abb.: MPI-CBS

Hat ein "Multitasking"-fähiges "Arbeitsgedächtnis": das Gehirn. Abb.: MPI-CBS

Leipzig/Madison, 25.3.2012: Das menschliche Gehirn hat anscheinend ein „Arbeitsgedächtnis“, das uns in begrenztem Maße befähigt, mit mehreren Aufgaben gleichzeitig zu jonglieren (Multi-Tasking) und das den „Cache“-Speichern in Mikroprozessoren ähnelt. Das geht aus einer Studie des Leipziger Max-Planck-Institut (MPI-CBS) für Kognitions- und Neurowissenschaften und der Uni Wisconsin in Madison/USA hervor.

Diese Arbeitsgedächtnis ermöglicht nach Auskunft der Max-Planck-Gesellschaft einen sehr schnellen „Speicherzugriff“, ist aber im Verhältnis zu unserem gesamten Gedächtnis relativ klein. Solange jedoch dieser „Puffer“ nicht überläuft, können wir zum Beispiel Routineaufgaben wie Kartoffelschälen, Duschen oder sogar Lesen erledigen und gleichzeitig unsere Gedanken wandern lassen. Dieser „Gehirn-Cache“ sorgt zum Beispiel dafür, dass wir Texte lesen können und nicht am Satzende den Satzanfang vergessen haben.

Jonathan Smallwood. Abb.: MPI-CBS

Jonathan Smallwood. Abb.: MPI-CBS

„Unsere aktuelle Untersuchung deutet darauf hin, dass das Arbeitsgedächtnis die Menschen in ihren alltäglichen Planungen unterstützt“, erklärte MPI-CBS-Forscher Jonathan Smallwood. „Ob unter der Dusche oder auf dem Weg zur Arbeit – fast immer schweifen die Gedanken zu den anstehenden Problemen ab, die so ganz nebenbei durchdacht werden können.“

Um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, wurden Versuchspersonen mit einfachen Aufgaben betraut: Sie mussten entweder einen Knopf drücken, sobald ein bestimmter Buchstabe auf dem Bildschirm auftauchte, oder sie sollten im Takt ihres Atems klopfen. Währenddessen wurden sie befragt, ob ihre Gedanken gerade bei ihrer Aufgabe oder bei anderen Dingen waren.

„Wir haben absichtlich Aufgaben gestellt, die nicht die ganze Aufmerksamkeit der Testpersonen kosten“, betonte Smallwood. „Nur so können wir sehen, ob die ungenutzten Kapazitäten anderweitig genutzt werden.“ Am Ende des Versuchs wurde die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses der Teilnehmer anhand ihres Erinnerungsvermögens an einzelne Buchstaben gemessen, die ihnen gemischt mit einfachen Matheaufgaben präsentiert worden waren.

Aber: „Wer die Gedanken schweifen lässt“ meint Levinson, „der muss wissen, dass er damit Ressourcen verbraucht.“ So könne es dazu kommen, dass man beispielsweise am Ende einer Lektüre nicht weiß, was man eigentlich gelesen hat. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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