Scottsdale, 15.2.2012: Der Konzentrationsprozess in der Halbleiterbranche auf wenige Großproduzenten mit modernsten Mega-Fabs setzt sich fort. Wie das Marktforschungsunternehmen „IC Insights“ (Scottsdale/USA) ermittelte, wurden seit 2009 weltweit 49 Chipfabriken geschlossen, vor allem solche älteren Typs. Dies sei auch durch die Einrichtung moderner Werke nicht kompensiert worden, heißt es in der Analyse. „In den kommenden Jahren werden weitere Unternehmen ältere Wafer-Fabriken schließen und auf ein fabrikloses oder Fablight-Geschäftsmodell umschwenken“, prognostizierten die Markforscher.
Bereits seit einigen Jahren spaltet sich die Mikroelektronik-Branche immer mehr in Chipdesign-Firmen und Auftragsfertiger (Foundries) auf und dieser Prozess hat sich durch die Chipkrise 2008/2009 noch beschleunigt. Die großen Grafikprozessor-Anbieter Nvidia und ATI zum Beispiel ließen ihre Schaltkreisentwürfe von Beginn an in Foundries wie TSMC oder UMC (Taiwan) fertigen.
Infineon entschied sich für „Fablight“, AMD für „Fabless“
Infineon entschied sich für ein Fab-light-Modell, was heißt: Einige Produkte werden in eigenen Werken wie in Dresden hergestellt, für die neuesten und teuersten Technologien setzt das Unternehmen jedoch auf Auftragsfertiger. AMD ging unter dem Druck anhaltender Verluste noch einen Schritt weiter und verkaufte seine Fabriken mit der Dresdner Chipfabrik als Kernstück unter dem Namen „Globalfoundries“ an ein arabisches Konsortium.
Nur noch die ganz Großen können Investitionsspirale meistern
Nur die ganz Großen in der Branche wie Intel und Samsung vereinen noch Chipdesign und -produktion in einem Konzern. Denn nur noch die kapitalstärksten Unternehmen können sich die Kostensteigerungen leisten, die mit jeder neuen Fabrikgeneration einher gehen – moderne „Megafabs“ kosten heutzutage meist zwischen fünf und zehn Milliarden Dollar.
Der Übergang zum fabless- oder fablight-Modell ist dabei oft ein schleichender Prozess: Wer einst noch Chipfabriken baute, produziert dort solange, bis die Investition abgeschrieben und die Technologie nicht mehr wettbewerbsfähig ist, und schließt die Werke dann.
So produzierten unter den 49 Fabriken, die seit der Chipkrise dicht machten, rund zwei Drittel ihre Elektronik auf Siliziumscheiben mit weniger als 200 Millimeter Durchmesser – selbst einfache Elektronik lässt sich damit kaum noch kostendeckend produzieren. Unter den wenigen Opfern mit Spitzentechnologie stach vor allem Qimonda heraus: Das 2009 pleite gegangene Unternehmen hatte zwar moderne 300-mm-Fabs in Dresden und Virginia, konnte dem Preisverfall im Speicherchipmarkt aber dennoch nicht widerstehen.
Heiko Weckbrodt
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