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TomTom, Navigon, Bosch und Skobbler: Neue Navi-Apps fürs iPhone im Vergleichstest

Navi-Apps fürs iPhone sind praktisch - aber welche wählen? Abb.: Navigon

Navi-Apps fürs iPhone sind praktisch - aber welche wählen? Abb.: Navigon

Das Geschäft mit portablen Navigationsgeräten ist rückläufig, dafür werden Navigations-Programme für GPS-Smartphones beliebter. Das mag kaum wundern: Immer mehr Deutsche legen sich ohnehin Computertelefone zu und selbst mit Premium-Apps kommt man meist deutlich günstiger weg als beim Kauf eines separaten Navi-Gerätes. Zudem werden die Apps regelmäßig aktualisiert und dies in aller Regel kostenlos. Seit unserem bisher letzten Vergleichstest haben die führenden Anbieter ihre iPhone-Apps deutlich überarbeitet, zudem ist Bosch in die Test-Riege hinzugekommen. Wir haben die Navi-Apps von TomTom, Garmin (ehemals Navigon), Skobbler und Bosch auf dem iPhone 4 verglichen.

„TomTom DACH“, Version 1.9

TomTom punktet mit guter Routenführung. Abb.: TomTom

TomToms Navi-App gibt’s in mehreren Kartenversionen, im Test hatten wir die DACH-Variante (Deutschland, Österreich, Schweiz). Vor allem in der Kernfunktionalität – Orten und Navigieren – war TomTom besonders rasch und clever, die ermittelten Routen im Großstadtverkehr können selbst Ortskundigen noch Tricks lehren. Auch die Neuberechnung einer Route, wenn der Fahrer einen neuen Weg wählt, geschieht sehr rasch. Angenehm sind auch die Sprachanweisungen, die natürlich gesprochen wirken.

Außerdem bietet die App viele Zusatzfunktionen (wenn auch nicht so viele wie Navigon) wie Zielsuche per Google, Sonderziel-Datenbank (Museen, Tankstellen, Einkaufszentren etc. pp.) und zu den Kontakten im iPhone-Adressbuch. Seit dem jüngsten Update kann man seine Fahrtinfos auch per Mail und Facebook der Welt mitteilen – na ja, wer’s braucht…

Was nicht so gefiel: Zwar hat TomTom inzwischen einen spektakulären 3D-Spurführungsassistenten nachinstalliert, der springt aber anscheinend nur bei Autobahnkreuzen an. Auch fehlt eine permanente Tempolimit-Anzeige wie in anderen Apps. Außerdem muss man Verkehrsinfos und Blitzer-Warner extra per In-App-Kauf dazubuchen.

Pluspunkte:

– Besonders gute Routen

– Hohes Tempo

– Viele Zusatzfunktionen

Minuspunkte:

– Keine permanente Tempolimit-Anzeige

– Spurführungsassistent nur auf Autobahnkreuzen

Preis: 40 Euro (DACH)

Gesamtnote: 2+

 

„Navigon EU 10“, Version 2.0.1.

Navigon bietet den besten Spurassistenten. Abb.: Navigon

Navigon bietet den besten Spurassistenten. Abb.: Navigon

Auch Navigon – das seit der Übernahme durch die Amerikaner Gamin Würzburg GmbH heißt – hat seine iPhone-App inzwischen per Updates aufgemotzt. Hinzu gekommen sind unter anderem Facebook-Verknüpfung, ein kompakterer Startbildschirm und ein neues Kartenmanagement. In der Kernfunktionalität Navigation und Ortung liegt die App leicht hinter TomTom – Neuberechnungen dauern etwas länger und die Routen sind nicht immer optimal.

Dafür bietet die Navigon App mehr Zusatzfunktionen, unter anderem einen „Augmented Reality“-Modus, der über das Live-Bild aus der iPhone-Kamera Stadtinfos und Orientierungspunkte einblendet. Der Spurführungsassistent von Navigon ist der beste im Testfeld, auch die Anzeige des jeweils aktuellen Tempolimits als Verkehrsschild gefällt.

Wie TomTom bietet auch die Navigon-App natürliche Sprachanweisungen. Radarwarner und Stauinfos gibt es auch hier ebenfalls nur als Extra-In-App-Kauf.

 

Pluspunkte:

– Bester Spurführungsassistent

– Tempolimit-Anzeige

– Sehr viele Zusatzfunktionen

Minuspunkte:

– Routen nicht immer optimal

Preis: 75 Euro (EU 10)

Gesamtnote: 2-

 

„Bosch Navigation“, Version 1.5

Einige Sonderziele gibts in 3D-Ansicht. Abb.: Bosch

Einige Sonderziele gibts in 3D-Ansicht. Abb.: Bosch

Boschs Navi-App ist im gehobenen Mittelfeld angesiedelt: Eine solide Lösung, die aber an die Marktführer TomTom und Navigon alias Garmin nicht ganz herankommt. Die Routen sind okay, die Berechnung dauert manchmal etwas. Vorteil: Es gibt zumindest einen einfachen Spurführungsassistenten.

Der Clou dieser App sind die 3D-Gebäudemodelle, die – jedenfalls in den Innenstädten – die Kubatur des Hausbestandes zur Orientierung zeigen, ausgewählte Sehenswürdigkeiten sind auch farbig und detaillierter zu sehen.

Allerdings hat die App auch einige Schwächen. So ist die Adresseingabe recht umständlich, Stadt, Straße und Nummer müssen jeweils einzeln als Menüpunkt aufgerufen werden, zudem merkt sich die App nicht die letzten Adressen. Außerdem sind die eingeblendeten Zusatzinfos im Lotsenmodus nicht unbedingt immer sinnvoll: Wer braucht beim Fahren zum Beispiel die geografischen Längen- und Breitenangaben? Der Platz wäre besser für die aktuell befahrene Straße und die nächste Abbiegung (wie in anderen Navi-Apps) verwendet. Außerdem klingen die Sprachanweisungen etwas blechern. Auch fehlte mir eine Google-gestützte Zielsuche.

 

Pluspunkte:

– 3D-Gebäudemodelle in den Innenstädten

Minuspunkte:

– Blecherne Sprachanweisungen

– Umständliche Bedienoberfläche

– Keine Google-Zielsuche

Preis: 50 Euro (DACH)

Gesamtwertung: 3

 

„GPS Navigation 2“ (Skobbler), Version 4.1.

Die Oberfläche des „GPS Navigation 2“ wirkt nun moderner. Spurführung gibt es aber weiter nicht. Abb. (3): Skobbler

„GPS Navigation 2“ wirkt nun moderner. Spurführung gibt es aber weiter nicht. Abb.: Skobbler

Die Berliner Firma Skobbler nennt ihre Niedrigpreis-Navi-App seit Version 2 „GPS Navigation 2“, weil das Programm drastisch überarbeitet wurde. Die Benutzeroberfläche wirkt nun deutlich schicker und moderner. Auch ist nun – gegen Aufpreis – eine Offline-Navigation ohne Internetverbindung möglich, des weiteren gibt es nun einen Fußgängermodus, Favoriten-Manager, Sonderziele und viele andere Funktionen, die früher nur Premium-Apps vorbehalten waren. Die größten Stärken bleiben das hochaktuelle Kartenmaterial aus dem „Open Street Map“-Projekt und der niedrige Preis.

Allerdings haben sich mit der Generalerneuerung die Schwächen in der Kernfunktionalität nicht gerade verbessert: Die App navigiert manchmal wirre Routen zusammen. Da passiert es auch schon mal, dass man auf einer Hauptverkehrsader, auf der Links-Abbiegen streng verboten ist, nach links geschickt wird.

Auch braucht die App recht lange für eine präzise Ortung und für Neuberechnungen. Die Sprachanweisungen klingen dafür okay, wenn auch nicht überragend.

Pluspunkte:

– Besonders aktuelles Kartenmaterial

– Sehr günstiger Preis

Minuspunkte:

– Teils eklatante Schwächen in der Routenführung

– Lahme Ortung

Preis: 1,59 Euro (optional plus 2,99 Euro für Deutschland-, 5,99 Euro für Europakarte für Offline-Navigation)

Gesamtwertung: 3-

Fazit:

Keine der Apps ist ohne Schwächen, im Zweifelsfall würde ich mich aber wegen der guten Routenführung für TomTom entscheiden. Das ist freilich auch Geschmackssache, denn der Spurführungsassistent der Navigon-App ist wiederum kaum zu toppen. Skobbler hat zwar mit dem der Umbenennung seiner Navi-App und den Umstieg auf Version 2 optisch und funktional deutlich zugelegt, aber die Schwächen in der Kernfunktionalität haben zu einer deutlichen Abwertung geführt.

Generell sei noch darauf hingewiesen, dass wir den Test mit dem iPhone 4 realisiert haben – gerade für das GPS-schwache iPhone 3 ist eine zusätzliche GPS-Hardware-Unterstützung, wie sie zum Beispiel die (allerdings nicht ganz billige) Auto-Halterung „Car Kit for iPhone“ von TomTom mitbringt. Eine Halterung mit Stromzufuhr ist ohnehin empfehlenswert, da der Navigationsbetrieb ordentlich Saft aus dem Smartphone zieht, in unseren Tests zwischen ein und zwei Prozent pro Kilometer. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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