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Raumfahrttechnik rettet alte Bücher des Vatikans

Der Lesesaal der Vatikanbibliothek, die Zehntausende Bücher und Manuskripe verwahrt, die bis in die Antike zurückreichen. Ein Teil davon soll nun mit Weltraumfahrt-Technologie digitalisiert werden. Abb.: Vatican Library

Der Lesesaal der Vatikanbibliothek, die Zehntausende Bücher und Manuskripe verwahrt, die bis in die Antike zurückreichen. Ein Teil davon soll nun mit Weltraumfahrt-Technologie digitalisiert werden. Abb.: Vatican Library

Vatikanstadt/Paris, 21.12.2011: Noch nie was vom Bildformat „FITS“ gehört? Dann sind Sie vermutlich weder Raumfahrer, Astronom noch päpstlicher Scherge. Der Vatikan hat jedenfalls jetzt beschlossen, eben dieses in den 1970er Jahren von den Raumfahrtagenturen NASA und ESA entwickelte Format einzusetzen, um alte Bücher aus der vatikanischen Bibliothek für die Nachwelt digital zu sichern.

Sonneneruption im März 2004 - solche Fotos werden im FITS-Format gespeichert. Abb.: ESA/NASA

Sonneneruption im März 2004 - gespeichert im FITS-Format. Abb.: ESA/ NASA

Das „Flexible Image Transport System Format“ (FITS) wurde vor rund 40 Jahren entworfen, um Weltraumfotos von fernen Galaxien und Sonnen so abzuspeichern, dass sie verlustfrei auch in Hunderten von Jahren noch ausgelesen werden können, teilte der Projektpartner ESA (Paris) mit. Das Bildformat ist strikt abwärts kompatibel und die Flut astronomischer Daten fassen, wie sie beispielsweise bei Aufnahmen des „Hubble“-Teleskops anfielen.

Als nun die Vatikan-Bibliothek einen Weg suchte, ihre empfindlichen alten Manuskripte einzuscannen und die Dateien für die Ewigkeit zu speichern, fiel die Wahl auf das himmlische Format „FITS“ – weil es so langlebig ist und als „Open Source“ nicht von Unternehmen abhängig ist. Seitdem arbeitet Giuseppe Di Persio vom italienischen Institut für Astrophysik mit der Vatikanischen Bibliothek in Rom an einem Pilotprojekt, um Teile der riesigen Sammlung schonend zu scannen und im FITS-Format abzuspeichern.

Fragile Manuskripte: Pilot-Software sorgt für schonenden Scan

Eines der alten Vatikan-Bücher bei der Digitalisierung. Abb.: Vatican Library

Eines der alten Vatikan-Bücher bei der Digitalisierung. Abb.: Vatican Library

Das Format eigne sich auch aus anderem Grund für die fragilen, uralten Schriften in der Sammlung des Vatikans, so Di Persio: Presst man die alten Seiten auf eine Glasplatte, können sie sich deformieren. Eine für das Projekt entwickelte Scanner-Software errechnet jedoch automatisch die verschiedenen Winkel und erzeugt so ein akkurates, flaches Bild.

Manche Texte sind 1800 Jahre alt

Die Vatikanische Bibliothek, gegründet 1475 und eine der ältesten Bibliotheken der Welt, besitzt Zehntausende Manuskripte und Kodexe aus der Zeit vor der Erfindung des Buchdrucks – manche sind 1800 Jahre alt. Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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