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Europas elektronisches Organik-Herz schlägt in Dresden

Mit Fraunhofer-Technologien aus Dresden und Freiberg könnten Plätze wie der Times Square in Zukunft mit riesigen 3D-Bildschirmen ausstaffiert werden. Abb.: Aanika/FHG

Mit Fraunhofer-Technologien aus Dresden und Freiberg könnten Plätze wie der Times Square in Zukunft mit riesigen 3D-Bildschirmen ausstaffiert werden. Abb.: Aanika/FHG

Dresden, 15.12.2011: Die organische Elektronik gewinnt in Dresden zunehmend an Bedeutung als Wirtschaftsfaktor. Das schätzte Prof. Karl Leo ein, einer der drei Dresdner Zukunftspreisträger des Bundespräsidenten. Derweil stürzen sich die hiesigen Organik-Forscher bereits auf neue Projekte wie überdimensionale 3D-Bildschirme, die ohne Brillenzwang plastische Bilder in die Straßenschluchten der Weltmetropolen zaubern sollen.

Pioniere der organischen Elektronik und nun Zukunftspreisträger: Prof. Dr. rer. nat. Karl Leo, Dr. rer. nat. Jan Blochwitz-Nimoth, Dr. rer. nat. Martin Pfeiffer,  (v.l.n.r). Abb.: FHG

Pioniere der organischen Elektronik und nun Zukunftspreisträger: Prof. Dr. rer. nat. Karl Leo, Dr. rer. nat. Jan Blochwitz-Nimoth, Dr. rer. nat. Martin Pfeiffer, (v.l.n.r). Abb.: A. Pudenz/FHG

„Was 1985 mit zwei, drei Leuten in Dresden angefangen hat, ist heute Europas größter Organik-Cluster mit über 1000 Beschäftigten“, sagte Prof. Leo über den Aufstieg der organischen Elektronik in Sachsens Hauptstadt. „Und auch die Sichtbarkeit unserer Arbeit hat sich national und international enorm verbessert – auch durch den Zukunftspreis.“

Den hatte Leo gemeinsam mit Dr. Jan Blochwitz-Nimoth von der Dresdner Firma Novaled und Heliatek-Cheftechnologe Dr. Martin Pfeiffer am Mittwochabend von Bundespräsident Christian Wolff (CDU) in Berlin erhalten (Der Oiger berichtete). „Eine fantastische Anerkennung unserer Arbeit und damit meine ich alle, die an diesen Projekten mitgewirkt haben“, freute sich Leo. Wenn seine Kollegen dem zustimmen, wolle er die 250.000 Euro Preisgeld in die weitere Forschung „und eine große Fete für die Mitarbeiter“ stecken.

Derweil hat das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme (IPMS), das Leo leitet, ein neues, ehrgeiziges Entwicklungsprojekt gestartet: Gemeinsam mit Freiberger Fraunhofer-Forschern wollen die Dresdner übergroße Werbe-Bildschirme konstruieren, die dreidimensionale Animationen in Straßenschluchten werfen – und die 3D-Videos sollen ganz ohne Spezialbrillen betrachtbar sein. „Stellen Sie sich vor, Sie gehen über den Times Square in New York und plötzlich steigt ein junger Mann aus einem riesigen Display und präsentiert Ihnen den neuesten Joggingschuh – direkt vor Ihrer Nase“, so die Zukunftsvision.

Dafür sollen organische Mikrobildschirme der Dresdner zu Riesenfernsehern aneinandergereiht und durch Hochleistungs-Chips 3D-fähig angesteuert werden. „Mit diesem Projekt stehen wir aber noch ganz am Anfang“, betonte IPMS-Sprecherin Ines Schedwill.

Einige ganz praktische Meilensteine werden dafür schon in nächster Zeit in Dresden passiert: Die Nachfrage für die speziellen Novaled-Rezepturen für Organische Leuchtdioden (OLEDs) ist bei den asiatischen Bildschirm-Konzernen derart gestiegen, dass in Dresden die Geschäfte nur so brummen und Novaled nun auch erstmals Gewinne schreibt.

Und im Frühjahr 2012 will die Firma „Heliatek“ ihre weltweit einzigartige Pilotanlage für biegsame und durchsichtige organische Solarzellen in den Probebetrieb nehmen. Noch ist diese neue Technologie nicht vollends konkurrenzfähig zu klassischen Solarzellen, deren Energieausbeute heute bis zu 18 Prozent erreicht. Leo ist aber überzeugt, dass auch die organischen Zellen aus Dresden ihren Wirkungsgrad in naher Zukunft verdoppeln werden: „Längerfristig werden wir an die 20 Prozent herankommen.“ Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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