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Kommt das Zwei-Klassen-Internet?

San Francisco, 6.11.2011: In den USA wankt die Netzneutralität: Der amerikanische Mobilfunkbetreiber hat in San Francisco eine Technik vorgeführt, mit der Internetnutzern bei Überlastungen des Mobilfunknetzes gegen Aufpreis mehr Bandbreite zugeteilt wird. Das berichtet das deutsche Portal „Heise Online“ unter Berufung auf US-Medien.

Das Phänomen ist auch in Deutschland bekannt: Wer per HSDPA ins drahtlos ins Internet gehen will, kann zwar „Flatrates“ buchen, tatsächlich wird das Zugangstempo aber nach maximal fünf Gigabyte bewegten Datenvolumens pro Monat nahezu auf Analogmodem-Tempo heruntergerdrosselt. Und in Spitzenzeiten brechen auch sonst die Downloadraten oft drastisch ein. Denn nach ihrer vollmundigen Werbung vür UMTS und HSDPA wurden die Mobilfunkbetreiber von der Nachfrage überrollt und bauten die Netze nicht dementsprechend aus. Das hängt unter anderem mit dem Smartphone-Boom zusammen (Trendprodukte wie das iPhone & Co. lassen sich nun einmal nur sinnvoll mit einer Mobil-Datenflatrate nutzen), aber auch mit dem Umstand, dass sich der Datenfunk in DSL-freien Regionen als Kabelersatz etablierte.

Oigers Meinung:

Was Verizon da testet, widerspricht zutiefst den Grundgedanken des „www“, das einen gleichberechtigten Zugang für alle Teilnehmer vorsieht. Denn wichtige Weichen für die Genese des heutigen Internets wurden in der Wissenschaftsgemeinde gestellt und die fühlt sich dem – auch von Hackern verfochtenen – Prinzip des freien Informationsaustausches verpflichtet. Und der Verizon-Vorstoß ist nun die Spitze des Eisberges, denn auch andere Netzbetreiber haben hinter vorgehaltener Hand schon ähnliche Geschäftsmodelle favorisiert, mit denen sie doppelt abkassieren könnten. Sollte sich das in der Breite durchsetzen, hieße dies: Adieu basisdemokratisches Internet, hallo Zweiklassen-Internet. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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