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Skobbler attackiert mit neuem iPhone-Navi die Hochpreis-Marktführer

Die Oberfläche des „GPS Navigation 2“ wirkt nun moderner. Spurführung gibt es aber weiter nicht. Abb. (3): Skobbler

Die Oberfläche des „GPS Navigation 2“ wirkt nun moderner. Spurführung gibt es aber weiter nicht. Abb. (3): Skobbler

Berlin, 10.10.2011: Die Berliner Softwareschmiede „Skobbler“ rückt mit einer neue iPhone-Navi-Software zum Niedrigpreis den Platzhirschen TomTom und Navigon auf den Pelz: Mit der heute in Apples App-Store eingestellten „GPS Navigation 2“ haben die Berliner viele Schwächen der Vorgängerversion ausgebügelt, um fortan in der Premium-Liga mitzuspielen. Die wohl wichtigste Änderung: Die App kann nun sowohl Online wie auch Offline arbeiten.

Wie unser erster Test ergeben hat, kommt das „GPS Navigation 2“ in seiner Funktionalität noch nicht an TomTom und Navigon heran, hat den Abstand aber spürbar verringert. Vor allem aber vertickt Skobbler sein Navi-Programm weiter für 1,59 € (inklusive Offline-Europa-Karten sind es 7,58 Euro), während Premium-Programme bei der Konkurrenz – je nach Kartenumfang – meist zwischen 40 und 80 Euro kosten.

Wie schon unser Test der Skobbler-Vorgängerversion gezeigt hatte, konnten die Berliner bisher vor allem über den Preis punkten. Ihre App griff für die Navigation unterwegs per Internet auf die freie Karten des „OpenStreetMaps“-Projekt zurück. Das sorgte zwar für sehr aktuelles Kartenmaterial, erforderte aber auch eine ständige Internetverbindung und verlangsamte die Navigation.

Gegen Aufpreis nun Navigation ohne Internetverbindung möglich

Technisch-chic: Der Startschirm von Skobbler 2.

Technisch-chic: Der Startschirm von Skobbler 2.

Viele Kritikpunkte hat Skobbler nun korrigiert: In der 1,59-Euro-Grundversion bezieht die App ihre Karten zwar weiter via Internetverbindung. Wer per In-App-Kauf 2,99 Euro drauflegt, kann sich aber die Deutschlandkarte auf das iPhone herunterladen, für 5,99 Euro gibt’s einen Kontinent, für 9,99 Euro die Welt. Aber Vorsicht: Selbst mit den wichtigsten westeuropäischen Ländern kommt man schon auf 1,5 Gigabyte belegten Speicherplatz auf dem iPhone. Skobbler-Technikdirektor Philipp Kandal nennt die „GPS Navigation 2“ daher eine Hybrid-App, da sie als Online- wie als Offline-Navi einsetzbar sei.

Schwächen bei Routenanweisungen

Die Karte-an-Bord-Variante hat einen weiteren positiven Nebeneffekt: Die früher lahme Routenneuberechnung während der Fahrt hat sich beschleunigt – kommt aber weiter nicht an das Tempo etwa von TomTom heran. Letzteres gilt auch leider für eine Kernkritik am alten Skobbler: Die Routenführung selbst ist suboptimal. Auch die neue Skobbler-App beharrte in unserem Stadttest auf einmal ausgedachten Routen und versuchte uns gar zweimal, auf viel befahrenen Bundesstraßen zum verbotenen Linksabbiegen zu überreden.

Schicke und moderne Optik bekommen

Abgesehen davon wurde die App grundlegend neu und vor allem schicker und funktionsgewaltiger programmiert: Das Selbstbastel-Ambiente ist passé, die App wirkt optisch nun modern und technisch. Auch kann man endlich mehrere Favoriten verwalten. Zudem sind nun wie bei den Premium-Apps zahlreiche Sonderziele eingespeist, um etwa Parkplätze, Einkaufszentren, Tankstellen etc. in der Nähe zu finden. Was weiter im Vergleich zu den Premium-Programmen fehlt, sind unter anderem die Auto-Vervollständigung bei der Adresseingabe, Fußgängermodus und Straßennamen-Ansagen. Andererseits sind das Kartenmaterial und die Tempolimit-Datenbank aktueller als bei TomTom und Navigon.

Probleme mit iOS 5 durch Neuinstallation lösbar

Obwohl das neue Skobbler mit Apples neuem Betriebssystem iOS 5 prinzipiell kompatibel ist, führte die Installations-Reihenfolge „Skobbler, dann iOS 5“ bei uns zum Versagen der Navi-App (grauer Bildschirm). Abhilfe schuf eine Deinstallation des Programms auf dem iPhone (ein paar Sekunden auf das Symbol drücken, dann Kreuz antippen) und eine anschließende Reinstallation via iTunes – gekaufte Karten müssen dann aber auch erneut geladen werden.

(Aktualisierung:) Inzwischen hat Skobbler ein Update im App-Store bereit gestellt, das dieses problem lösen soll.

Fazit:

Mit seiner neuprogrammierten Navi-App ist Skobbler nahe an die Premiumklasse herangerückt. Obgleich sich das Programm de facto verteuert hat, wenn man die neue Offline-Navigation nutzen will, hat sich unterm Strich das Preis-Leistungs-Verhältnis verbessert: Für einen Bruchteil des Preises einer Premium-App bekommt man ein fast gleichwertiges Produkt. Allerdings muss Skobbler unbedingt seine Navigationsalgorithmen verbessern – auf vielen Schnickschnack kann man verzichten, aber auf die Kernfunktionalität muss man sich nun mal verlassen können. Jedenfalls ist Skobbler auf gutem Wege, im Wachstumsmarkt der Navigation via Smartphone künftig ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen. Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Vergleichstest Navi-Apps fürs iPhone

Die neuen Navi-App-Versionen von Navigon und TomTom

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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