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Tödliche Wunderzone: „Picknick am Wegesrand“

Wegsucher Roderic im Herz der Zone in Tarkowskis Fimversion "Stalker". Abb.: Mosfilm

Wegsucher Roderic im Herz der Zone in Tarkowskis Fimversion "Stalker". Abb.: Mosfilm

Ein Besuch, wie man ihn gerne hat: Aliens verschwinden so schnell wie sie kamen

Kostete damals 80 Pfennig: Die DDR-Ausgabe 1981. Repro: hw

Kostete damals 80 Pfennig: Die DDR-Ausgabe 1981. Repro: hw

Die Brüder Strugazki galten in der Sowjetunion als Ikonen der utopischen Literatur und eines ihrer besten Bücher war zweifellos „Picknick am Wegesrand“. Der Plot: Ende des 20. Jahrhunderts hat die Menschheit „Besuch“ von einer außerirdischen Spezies, die so schnell verschwindet wie sie gekommen ist. Wie eine Reihe Einschusslöcher überziehen seitdem „Zonen“ den Erdball, in denen die Naturgesetze außer Kraft gesetzt zu sein scheinen: Da lauern Schwerkraftfallen („Fliegenklatschen“) und furchtbare Gifte („Hexensülze“), Tote wachen auf, Kinder mutieren zu Tieren.

Aber es gibt auch wundersame Dinge dort, vor denen die Menschheit steht wie das Schwein vor dem Uhrwerk: unerschöpfliche Energie-Akkus, ein Perpetuum Mobile und – eine goldene Kugel, die Wünsche erfüllt. Aus der Perspektive des Schatzsuchers Roderic, der diese Apparate illegal aus einer Zone holt, beleuchten die Strugazkis in dieser beklemmenden Sci-Fi-Erzählung das Verhältnis des Menschen zu Erkenntnis und Technik und deren Gefahren.

Adaptionen in Film und Videospiel folgten

Die Videospiel-Adaption "Stalker" von 2007. Abb.: Koch Media

Die Videospiel-Adaption "Stalker" von 2007. Abb.: Koch Media

Das originelle Sujet und der dichte Stil bescherten den Strugazkis nicht nur literarischen Erfolg. 1979 verfilmte Andrei Tarkowski die Erzählung unter dem Titel „Stalker“. Dabei strich der sowjetische Star-Regisseur so gut wie alle Action- und Sci-Fi-Elemente heraus und interpretierte „Picknick am Wegesrand“ als (etwas sehr dialoglastige) philosophische Parabel auf die ewige Suche des Menschen nach absolutem Glück. Das Kiewer Spiele-Studio GSC schlug 2007 den anderen Weg ein: In der Videospieladaption „Stalker“ dominiert das Bizarr-Kämpferische, wobei die Ukrainer den Grund der „Zone“ uminterpretierten: Nicht Aliens, sondern die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hatte in ihrem Ego-Shooter die Physikanomalien und Mutationen ausgelöst. Wer den Ausgangspunkt beider Werke kennenlernen will und von Sci-Fi mehr erwartet als umhereiernde Raumschiffe und Roboter, dem sei das Strugatzki-Buch jedenfalls wärmstens ans Herz gelegt. Heiko Weckbrodt

Arkadi & Boris Strugazki: „Picknick am Wegesrand“, Leningrad 1972, Neuaufl.: (Schreibweise hier: Strugatzki), neun Euro, ISBN 978-3518371701

Trailer der Tarkowski-Version:

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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