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Forschungsprojekt Holodeck: Videospieler machen interaktive Filme

Mit "Gamecast" erstellte Pilotepisode. Abb.: HSM

Mit "Gamecast" erstellte Pilotepisode. Abb.: HSM

Mittweida, 24.7.11: Die Hochschule Mittweida wandelt auf den Spuren von Jean-Luc Picard und der „Enterprise“: Im Projekt „Gamecast“ haben Forscher und Studenten der Professur für Softwaretechnik gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) ein virtuelles Animations-Filmset entwickelt, in das sich Videospieler einklinken und dort wie Schauspieler einen Krimi, ein Drama oder ein Sci-Fi-Abenteuer bestehen können – sei es nach einem detaillierten Drehbuch oder improvisierend.

Das Prinzip des virtuellen Filmsets mit ameras und Avataren in der Grobanimation. Abb.: HSM

Das Prinzip des virtuellen Filmsets mit ameras und Avataren in der Grobanimation. Abb.: HSM

Das Prototyp-System beruht auf Egoshootern mit dem „Unreal 3“-Grafikkern und ähnelt insofern zunächst den „Machinimas“, die ab Mitte der 90er Jahre modifizierte Videospiele einsetzten, um Kurzfilme zu erstellen. „Gamecast“ geht allerdings darüber hinaus: Das System erlaubt es beispielsweise, dass Teilnehmer von zu Hause aus als „Schauspieler“ den virtuellen Drehort betreten. Ihre Mimik wird mittels Webcam und der Erkennungs-Software „Virtual Actor“ übertragen, die Avatar-Bewegungen steuern sie wie im Videospiel. Der Regisseur kann dann in Echtzeit die Akteure dirigieren oder sie improvisieren lassen. Bei Bedarf werden die „abgedrehten“ Szenen zum Schluss in hoher Videoqualität gerendert und zum Beispiel mit Musikspuren versehen.

Entwickelt wurde „Gamecast“ ursprünglich, um Filmstudios kostengünstige Prä-Visualisierungen bestimmter Szenen zu ermöglichen. „Ganze Animationsszenen können dadurch im Sinne virtueller Dreharbeiten aufgenommen werden“, beschreiben die Professoren Robert Wierzbicki und Wilfried Schubert ihr Projekt. Durch „Gamecast“ werde „ein erheblicher Effizienzgewinn erreicht, wenige Mitarbeiter können ganze Szenen an einem Tag erstellen, für welche mit aktuellen Verfahren mehr als 100 Mitarbeiter monatelang arbeiten müssten“.

Im Projektverlauf zeigten sich dann aber auch die weiteren Potenziale von „Gamecast“. Eben zum Beispiel die Möglichkeit eines interaktiven Internet-Fernsehens der nächsten Generation, in dem man wie im „Holodeck“ des TV-Raumschiffs „Enterprise“ in historischen oder eigenerdachten Szenarien frei mitspielen kann. Oder um etwa kapitalschwachen Jung-Regisseuren preiswerte Animationsfilm-Produktionen zu ermöglichen. Heiko Weckbrodt

Links die Arbeitsvorschau mit Kameras und 3D-Akteuren, rechts das Regie-Werkzeug. Abb.: HSM

Links die Arbeitsvorschau mit Kameras und 3D-Akteuren, rechts das Regie-Werkzeug. Abb.: HSM

www.forschung.hs-mittweida.de

www.gamecast-tv.com

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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